Skip to content

Ein neues Projekt: Häuslesanierung

Ich habe lange nichts mehr in diesem Blog geschrieben, aber nachdem ich gerade ein wenig Zeit habe kann ich wieder ein wenig erzählen.
Wir haben vor einiger Zeit beschlossen, uns ein Haus zu kaufen - kurzzeitig war die Idee einer Wohnung auch dabei, aber nachdem wir einige Neubauten und deren Wohnungen gesehen haben haben wir doch gesagt, lieber ein ganzes Haus, das wir dann selbst kontrollieren und nach unseren Wünschen gestalten können.
Nach erstaunlich kurzer Zeit (okay, wir hatten nach einiger Zeit unsere Suchparameter sehr genau definiert, unter anderem in welchen Vor- oder Nachbarorten das Haus sein sollte und welche Fahrzeiten maximal erlaubt sein sollten) haben wir tatsächlich ein Objekt gefunden - ein wenig zu teuer und muss grundsaniert werden - aber der befreundete Architekt meint schon, die Substanz ist gut und da kann man viel draus machen. Also haben wir uns aufgemacht, das Objekt zu erwerben.

Die Finanzierung wurde eine spannende, teilweise skurrile Achterbahnfahrt, weil wir zwischendurch zwar Banken und Finanziers hatten, die sich fast überboten haben an Angeboten, zwischendurch Banken ihre eigenen Hausregeln nicht mehr gut fanden ("Mehr als 10 Jahre Zinsbindung machen wir nicht"), aber dann mit einer Kombination von eigenem Angebot und Bausparkassen doch plötzlich sehr gute Konditionen hinbekamen.

Inzwischen sind wir weiter - das Haus + Grundstück gehört uns, der Architekt hat zwar geschluckt, den Auftrag der Kernsanierung aber angenommen. Das heisst, er darf jetzt zusammen mit einem Energieberater austüfteln, wie wir das Haus nicht nur gedämmt kriegen, sondern (weil wir eine Wohnung vermieten wollen) wie wir einen ordentlichen Schallschutz und gute Trennung der Wohnungen hinbekommen.

Und heute hatten wir einen der ersten Eigen-Bastel-Tage: Wir sollten die Wohnungen vermessen.
Unser Architekt hatte uns eine Empfehlung ausgesprochen: Besorgt ein (gutes) Laser-Distanz-Meßgerät. Dem Tip sind wir auch gefolgt und haben uns eines von Leica besorgt - und wie wir die letzten zwei Tage feststellen konnten war das eine gute Entscheidung.

Abgesehen davon dass die Grundrisse einfach alt sind (das Haus ist aus den 30er Jahren), gab es wohl doch umfangreiche Änderungen - Zwischentüren sind auf der einen Seite übertapeziert, auf der anderen Seite zu sehen; Kamine sind nicht mehr da und der Dachstock war wohl jahrzentelang nicht mehr besucht worden. Da hat er uns gebeten einfach mal die Grundrisse nachzumessen.

Mit dem Entfernungsmesser (das ist einfacher zu schreiben denn Laser-Distanz-Meßgerät) ist das recht einfach - im Prinzip hält man das Gerät mit der Rückseite an die eine Wand, zielt mit dem Laser an die andere Wand und drückt einen Knopf; danach zeigt das Gerät die Distanz an. Bei unserem Gerät kann man dann noch sagen ob man von hinten, von vorne oder von hinten mit Sporn messen will. Und als besonderes Schmankerl kann es Minimum/Maximum-Werte einer Wertereihe anzeigen, was manchmal praktisch ist.

Nach der Einarbeitung ging uns diese Arbeit so schnell von der Hand dass wir in knapp 20 Minuten mit einem Raum inklusive zwei Türen und Fenstern durch waren. Das einzig wirklich aufwändige war dann die Treppe, die sich vom Erd- bis zum Dachgeschoß wendelt und (natürlich) auch vermessen werden muss. Das ist eine Heidenarbeit - erst einmal überlegen, was man genau messen möchte, dann das Abmessen und dies später in ein Excel oder so zu übertragen mit Worten und Fotos, die der Architekt dann auch versteht.

Aber ich hoffe diese Arbeit hilft dann auch später beim Sanieren. Und ich hoffe, ich kriege eine CAD-Datei die ich dann für 3d-Druck nutzen kann im einen Vorher- Nachher-Druck zu machen ;-)

Vortrag an der Hochschule Aalen

Heute habe ich etwas neues probiert: Ich halte einen Vortrag, in dem die Folien in HTML5 erstellt sind.

Für mich neu, bisher habe ich Keynote und OpenOffice-Impress benutzt. Nach ein wenig rumprobieren scheint es aber spannend zu gehen - mal sehen was die Zuhörer dazu sagen.
Es geht um das Thema Facebook (oder generell soziale Netzwerke) und Datenschutz: Was sammeln diese Netzwerke, was macht sie so attraktiv, aber auch gefährlich, was ausser den sichtbaren Daten wird gesammelt.
Die Folien werden hier verlinkt (oder github oder was öhnliches, weiss ich noch nicht. Muss ich mal ausprobieren ;), Kommentare sind sehr erwünscht ;-)

12. Internationale Acappella-Woche: Die lange Acappella-Nacht

Mittwoch ist traditionell der Tag der Pop-Gruppen bei der Acappella-Woche. Mittwoch ist das Konzert immer im Pavillon, mit einer relativ kleinen Bühne und einem langen hochgezogenen Zuschauerraum. Heute abend treten hier gleich drei Gruppen auf: Delta-Q, Newcomberband aus Berlin, die den Video-Wettbewerb für sich gewinnen konnte, Hartmuth und die Hitmaschine und Sonic Suite.

Delta-Q sind eine Acappella-Gruppe aus Berlin, die sich erst im Januar gegründet haben - zwei Mitglieder von "Vokalverkehr", die letztes Jahr bereits bei der Acappella-Woche dabei waren (und mit deren Video damals gewonnen hatten ;-) und zwei weitere Sänger haben ein Video gedreht, welches Dir die Socken auszieht. Nachdem sie dieses veröffentlicht hatten war es recht schnell klar, dass sie den Wettbewerb gewinnen würden...
Auf der Bühne sind die vier zwar sehr nervös, aber sie liefern die Stücke recht passabel ab - eine schöne Version von "Freude, schöner Götterfunken", andere durchaus schwierige Jazz-Stücke, wobei auch ein oder zwei Stücke von Vokalverkehr dabei sind - man merkt die Wurzeln ein wenig ;-) Ich bin mal gespannt wie sich Delta-Q in einem halben Jahr macht. Momentan merkt man noch die fehlende Bühnenerfahrung und die Nervosität beim Auftritt (beim Video merkt man, was sie können wenn sie entspannt sind), da machen sich falsche Intonation natürlich doppelt bemerkbar; aber für ihren ersten größeren Auftritt kann man das verzeihen. Gespannt bin ich auf jeden Fall!

Hartmuth und die Hitmaschine ist ein Projekt von zwei Leuten die sich schon lange kennen - Patrick von muSix und Lukas von maybebop. Sie gingen bereits gemeinsam zur Schule und hatten da schon ihre ersten gemeinsamen Auftritte. Seit letztem Sommer machen sie dann zusammen mit ihrem Tontechniker gemeinsame Auftritte als "Hartmuth und die Hitmaschine", wo sie eine Loopmaschine und Effektmischer einsetzen um Covers (oder eigene Stücke) zu präsentieren.
Beides sind Rampensäue, und das merkt man ihnen an ;-) Sie verbreiten irre Spass und haben diesen auch auf der Bühne, selbst wenn Lukas den Einsatz verpasst und daher das Stück nochmal angefangen werden muss. Macht nix, wird einfach nochmal losgelegt - die beiden auf der Bühne stört es nicht und das Publikum hat was zum Lachen. Ob es nun ein Beatbox-Battle zwischen Lukas und Patrick ist, "Komm rüber" oder "Chasing Cars" - sie bauen die Loops auf und dank ihrem Tontechniker gibt es immer neue Kombinationen der einzelnen Loops für den Auftritt. Ich bin mal gespannt, ob sie für Dortmund ein Vollprogramm fertig haben und was sie dann dort noch singen ;-)

Nach der Pause kommt es zum Hauptact: Sonic Suite. Die Gruppe existiert zwar bereits seit einigen Jahren, aber in Deutschland sind sie noch nicht so bekannt - dafür aber international. Sie haben schon einige Preise bekommen und machen momentan die Welt-Tour von DJ Bobo als Vorprogramm mit. Die Acappella-Woche hatte das Glück dass DJ Bobo gerade Tourpause macht und sie daher diesen Abend "frei" haben. So haben wir das Glück sie heute abend hören zu dürfen.
Die Mitglieder der Gruppe wurden letztendlich gecastet - ein Teil kannte sich, ein Teil wurde durch Vorsingen dazugeholt. Zusammen klingt sie gut, auch die Stimmen bauen gut aufeinander auf und sie haben gute Eigenkompositionen, die in Richtung Pop und Jazz gehen. Indra hat zwischendurch ein Beatbox-Solo - was mich nicht wundert, schließlich kann er das sehr gut und war zwischendurch deutscher Vize-Meister im Beat-Boxen. In der Gruppe hält er sich allerdings zurück und lässt seinen Kollegen den Vortritt.
Was mir gerade bei diesem Konzert allerdings auffällt ist, dass Sonic Suite recht verloren auf der Bühne wirken - als würden sie sich ducken wollen und nicht auffallen wollen. Ich weiss nicht woran es liegt; aber es wirkt alles etwas zögerlich. Vielleicht gerade durch den Kontrast durch Lukas und Patrick, die eine Bühne einfach ausfüllen und denen die Bühne nicht groß genug sein kann, sind diese sechs Mädels und Jungs eher eng zusammen, so als würden sie sich nicht trauen, die Bühne als Plattform (aus-) zu nutzen. Vielleicht müssen sie sich noch dran gewöhnen; weil die Lieder auf der CD (special für die DJ Bobo Tour, wers mag...) klingen deutlich selbstbewusster und kräftiger.
Ansonsten ist es ein runder Act - mit den ersten zwei Liedern präsentieren sie ihr können und laufen sich erstmal warm (und zwischendurch singen sie auch unplugged), danach kommen mitreißende oder auch melanchonische Stücke, gut auf die Gruppe komponiert und durchaus gut zum Zuhören.
Gerüchten zufolge wollen sie im Winter ihre eigene CD haben - ich bin mal gespannt was dabei rauskommt.

12. Internationale Acappella-Woche: The London Quartet - Cantabile

Schloß Landestrost ist - wie eigentlich immer - eines der ersten Konzerte, welches ausverkauft ist. Kein Wunder finde ich - das London Quartet lohnt sich auf jeden Fall. Wir haben sie bereits in Stuttgart in der Hospitalkirche erlebt (ein Konzert, welches vom Renitenztheater veranstaltet wurde), dabei haben sie hauptsächlich klassische, ernste Stücke vorgetragen.
Heute abend ist der Titel des Programms "humour & harmony, Acappella style" welches eher auf einen Comedy-Abend hinweist, und dies beginnt mit schönem britischen Humor. Nach der Ansage singen / spielt das Ensemble ein klassisches Werk, nicht ohne danach bei der Begrüßung darauf hinzuweisen dass sie nicht "The London Symphonic Orchestra" seien, sondern das "London Philharmonic Orchestra", welches man selbstverständlich auch als intelligenter Zuhörer heraushören würde. In diesem Stil gehen die Ansagen und Stücke weiter - es werden entweder die Zuhörer oder die Mitsänger auf den Arm genommen, aber auf eine herzlich elegante Weise, dass man niemandem böse sein kann.
Dabei gibt es eine musikalische Zeitreise - von Madrigalen geht es über Suzette (das Lied, in dem alle französischen Phrasen, die Engländer kennen, vorkommen) bis hin zu "Shine" von Take That, bevor es weiter im Jazz mit Gershwin und Duke Ellington geht. Eine Besonderheit ist dabei das "Cricket Tea Towel": The In and Outs of Cricket, in dem die Anleitung für das Cricket-Spiel verarbeitet wird.
Das Lied "Dry Bones" von den Delta Rhythm Boys wird noch ein wenig aufgepeppt - nicht nur in dem jeder angesprochen Knochen gezeigt wird, sondern - für die Mediziner unter den Zuschauern - indem die lateinischen Namen am Ende gesungen werden. Und so geht es mit viel Humor bis an das Ende ihres Programms, wo sie zeitweise den Text eines bekannten Stückes aus "Cats" vergessen, um dann mit "Strangers in the Night" den Abend ausklingen zu lassen.

12. Internationale Acappella-Woche Hannover: Orlando di Lasso Ensemble

Orlando di Lasso war ein Komponist aus dem 16. Jahrhundert, welcher als bedeutendster Komponist der Zeit angesehen wird, weil durch ihn die Musik der Spätrenaissance durch den intensiven Einsatz der Vokalpolyphonie erfolgreich gemacht wird.

Das Ensemble welches nach ihm benannt wurde singt nun hauptsächlich Lieder von Orlando di Lasso, aber auch andere Komponisten aus der Zeit, wobei sie möglichst die Originalquellen finden und den ursprünglichen Charakter der Musik dem Zuhörer nahe bringen wollen.

Das Konzert findet im Marienkloster statt, in dem wir schon einige Aufführungen erlebt haben - immer frühe Musik, teilweise aus dem 8. Jahrhundert, aber auch sonst eher unbekannte Stücke die in der Klosterkirche durch die schöne Akustik gut zur Geltung kommen können.#

Heute abend singt das Ensemble, bestehend aus zwei Sopranen, zwei Tenören, einem Bass und einem Altus (der auch der Leiter des Ensembles ist), Madrigale nach Francesco Petraca, welcher knapp 200 Jahre vor dem Komponisten gelebt hat. Die Stücke selbst sind in den unterschiedlichsten Lebensabschnitten von di Lasso entstanden - von 1555 bis 1585, also über eine Zeitspanne von 30 Jahren, was zu der Zeit mehr als die Hälfte der erwarteten Lebenszeit entsprach.

Die Stimmen harmonieren sehr gut miteinander, es gibt keinen der raussticht oder den Gesamtklang beeinflusst; das macht das Hörerlebnis sehr angenehm. Die Texte der Stücke werden (auf deutsch) teilweise vorgelesen, was durchaus hilft, die Poesie des Textes nachzuempfinden. Die Musik ist oft auch so geschrieben, dass sie den Text unterstützt - wenn es um Lachen geht, gibt es entsprechende kurze, leicht abgehackte Tonfolgen, wenn es um den Tod oder das Lebensende geht werden die Töne getragener, langsamer und einstimmiger.

Für seine Zeit war Orlando di Lasso der Überflieger - er hat neue Akzente in der Musik gesetzt, eine neue Stilrichtung geprägt. Heute ist er (finde ich) eher langweilig; vielleicht aber auch nur die Interpretation: Vieles klingt sich ähnlich, es gab wenig Akzentuierung oder es fehlten einfach einige heute selbstverständliche Effekte wie Piano oder Forte. Aber das stört den Gesamteindruck des Abends nicht - mich würde da eher interressieren ob das nun an di Lassos Komposition oder an der Interpretation durch das Ensemble liegt. Trotz der Ähnlichkeit waren die Stücke trotzdem schön ausgesucht und vorgetragen und der Vortrag war rundum gelungen.

12. Internationale Acappella-Woche Hannover: Vocal Siete

Das eigentliche Eröffnungskonzert dieses Jahr findet im Cavallo statt: Diese Aufführungsstätte wurde letztes Jahr zum ersten Mal genutzt, mit Vollbestuhlung, um moderne(re) Musik den Zuhörern zu präsentieren, inklusive einer Uraufführung, bei der der Komponist anwesend war und alle Gruppen des Abends beteiligt waren.
Dieses Jahr gibt es einen Auftakt der anderen Art: Vor der Bühne gibt es eine freie Fläche, es sind aussen eher Tische aufgebaut, auf denen man sein Getränk abstellen kann; ansonsten darf man stehen.
Das ist Absicht, da heute abend Tanzmusik kommt: Vocal Siete sind sind sieben Männer von den kanarischen Inseln, die bekannte (und bei uns unbekannte) Stücke covern - oft auf spanisch, aber nicht ohne ein Augenzwinkern dabei. Dazu gehört eine Persiflage auf Tom Jones, Stücke von den Jackson 5 aber auch von den Flying Pickets. Einer der Sänger übernimmt die Ansagen mit einem leidlichen englisch, während die Anderen sich auf das Singen konzentrieren.
Die Aufteilung der Stimmen ist recht statisch; einer hat sich auf Beatboxing spezialisiert und es gibt drei Haupt-Melodiesänger.
Die Stücke werden gut gesungen - es gibt immer wieder kleine Show-Einlagen und Einwürfe, und es werden eher bekannte Lieder vorgetragen, die beim Publikum auch gut ankommen; damit wird die Stimmung praktisch garantiert.
Die Sänger animieren das Publikum, auch mitzutanzen und holen sich für einige Stücke auf Freiwillige auf die Bühne - was zumindest die Stimmung lockert und einige Zuschauer wirklich dazu bringt, sich ein wenig mehr zu bewegen als nur mit den Füßen zu wippen - das Eis war damit dann gebrochen.
Und was soll man sagen? Es wurde Tanzmusik, es sollte nichts anderes werden und die Jungs haben gut aufgespielt
Das Publikum hat sich auch mitziehen lassen - anfangs gab es eher Gemurre wegen fehlender Stühle, aber nach kurzem war das vergessen und die Zuhörer hatten einfach Spass.

12. Internationale Acappella-Woche Hannover: Folkwang Vokalensemble

Das erste Konzert der diesjährigen Acappella-Woche ist in der kleinen Johanneskirche in Völksen. Ein ungewöhnlicher Start, aber es passt zu unserer Stimmung - gestern abend monumental, heute eher ein leiser Beginn der Acapella-Woche.
In dieser Kirche waren wir bereits letztes Jahr zu einem Gesprächskonzert, dieses Jahr darf das Folkwang Vokalensemble ein wenig zeigen, wie Komponisten voneinander abgeschrieben bzw. Ideen übernommen haben und wie sich das durch die Musikgeschichte zieht.
Das Ensemble selbst erleben wir hier zum dritten Mal - dabei waren wir einmal mit dabei, wie sie einen Meisterkurs erleben durften.
Das Ensemble hat sich seit dem letzten Mal wieder verbessert - vorher war es so, dass die Frauenstimmen jeweils aus einer "starken" Sängerin und einer Begleitung bestand, dieses Jahr sind sie stimmlich gleichberechtigt - und alle Sänger singen Soli, teilweise auch völlig alleine.
Das Konzert ist eine spannende Mischung aus Musik von der Gregorianik bis zum deutschen Volkslied; Professorg Jörg Breiding möchte zeigen, wie sich die Musik entwickelt von der Frühzeit, und welche Mittel die Komponisten anwenden um Stücke zu zitieren oder bei sich einzubauen. Den stärksten Kontrast erlebt man bei "Ubi caritas" von Duruflé, wobei vorher das Zitat in der gregorianischen "Reinform" alleine gesungen wird. Für mich ist das Ubi Caritas schon alleine deswegen spannend, weil auch der Akachor in Stuttgart diese Motette (Quatre Motets) von Duruflé vor nicht allzulanger Zeit aufgeführt hat und ich daher das Stück ziemlich gut kenne.
Die Auswahl der Stücke ist gut - natürlich viel Renaissance dabei, das Spezialgebiet des Vokalensembles; aber mit den Erklärungen von Prof. Breiding wird das ganze auch für die nicht so geübten Zuschauer kurzweilig und spannend.
Richtig schön war "Double, Double Toil an Trouble" von Jaako Mäntyjärvi, der die Hexen bzw. das Hexenmahl aus Shakespeares Macbeth besungen hat - man erkennt im Lied wunderbar die finnische Prägung bzw. Herkunft des Komponisten.

Die letzten zwei Stücke waren dann Volkslieder - aber nicht in der üblichen, bekannten Art gesungen, sondern einmal ein Arrangement von Max Reger und einmal eine speziell für "Singer Pur" komponierte Version von "Zu Regensburg auf dem Kirchturmspitz", bei der die Sänger alle möglichen Tierarten imitieren mussten - ein Heidenspaß!

Ein schöner Start in die Woche, ich bin sehr gespannt auf die weiteren Konzerte ;-)

Maybebop monumental: Mit dem NDR Pops-Orchester

Maybebop ist eine Acappella-Band, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum feiert. Da dürfen auch durchaus mal Experimente stattfinden - wie dieses Jahr, wo sie mit dem NDR Pops-Orchester gemeinsam Stücke von Maybebop aufführen.
Das ganze findet auch noch im großen Sendesaal des NDR statt, in den richtig viele Zuschauer reinpassen.
Wir hatten die Gelegenheit, das letzte Konzert zu erleben - das Orchester kannte Maybebop inzwischen gut, der Dirigent war entspannt und locker, auch die vier Jungs hatten viel Spass an der Geschichte.
Und was bekamen wir? Eine sehr gute Mischung an älteren und frischen Liedern von Maybebop, sehr gut untermalt vom Orchester. Der Dirigent selbst hat die Arrangements geschrieben, und zu Stücken wie "Fpaniff" auch die ensprechend spanischen Klänge aus den Trompeten zaubern lassen.
Spannend fand ich, dass (wenn Maybebop alleine sangen) die vier Sänger gut zu verstehen, - und vielleicht ein klein wenig zu laut für diesen Saal waren; aber sobald das Orchester dazu kam ihre Verstärkung nicht mehr ausreichte - das Orchester "über"spielte sie einfach mal eben ;-) Es war nicht schlimm, die Texte dürften vielen Zuschauern bekannt gewesen sein (es war kein Abo-Konzert), aber ich hätte nicht gedacht dass der Klangteppich so viel stärker sein würde. Wie gesagt, es machte nicht viel aus, es war nur überraschend.
Toll war auch die Kommunikation mit dem Orchester - man merkte, die Spieler hatten sehr viel Spass an dieser Veranstaltung; bei den Impros hat Oli sie sogar bei der ersten Impro mit eingebunden - als Beat war Techno gewünscht worden und das Schlagzeug durfte schonmal den Schlag vorgeben, die Geigen und Violoncelli durften Töne einwerfen, die Flöten haben spontan beschlossen sich auch einzubringen - man merkte, sie wollten dabei sein und Spass haben.
Mein persönlicher einziger Wehrmutstropfen ist dass die Stücke im ersten Teil "zu nah" an den Originalen waren - aber das änderte sich im zweiten Teil; vielleicht weil dann auch die Stücke nicht mehr Mainstream-Stücke waren, sondern durchaus auch nachdenklich oder kontrovers. Der Beginn des zweiten Teils mit dem König von Thule, den Sebastian als Baß anführt, wo ihn das Orchester weich begleitet, zwischnedurch dann "auf mich herab", wo die Triangel und das Schlagzeug das EKG bzw. den Herzschlag simulieren - da gab es dann doch eine Gänsehaut. Einfach genial arrangiert.

Die Hannnoversche Allgemeine Zeitung hat eine gute Kritik über das Samstags-Konzert geschrieben (ich werde sie nicht verlinken, da ich keine Lust habe, von VG Wort bzw. den Verlagen abgemahnt zu werden), das Konzert am Samstag hat dem wohl noch die Krone aufgesetzt ;-)

Der AkaChor auf Chinareise - von Stuttgart nach Shanghai

Vor knapp zwei Jahren hat der Chor, in dem ich mitsinge, bei einer Universitätsveranstaltung gesungen und dabei so viel Eindruck gemacht, dass die Prorektorin anregte, dass wir (damals war in Shanghai die Expo) auf der Expo die Universität Stuttgart repräsentieren sollten.
Da dies zu kurzfristig war, hatte sie aber die Idee nicht verworfen, sondern mit Hilfe des Kultusministeriums angefangen Kooperationspartner für eine solche Chor- und Austauschreise zu finden.

Jetzt, zwei Jahre später, fliegt der Chor der Universität Stuttgart nach China, um in insgesamt vier Städten eine "Reise durch Europa" zu singen und dabei Kontakte zu knüpfen. Ich habe die Ehre und Spass, das ganze mitorganisiert zu haben und auch dabei sein zu dürfen.

Montag morgen 9 Uhr - der Chor ist pünktlich am Stuttgarter Flughafen. Diejenigen, die bereits Online eingecheckt hatten staunten nicht schlecht, dass sie dabei nur Sitzplätze für den kurzen Hüpfer nach Zürich buchen konnten. Nach einem kurzen Einstimmen mit dem restlichen Sekt von gestern abend (da war das Vorkonzert im Weissen Saal des neuen Schlosses in Stuttgart) gingen wir durch den Security Check und zu der Maschine (Avro RJ100), die fast nur Chorleute als Passagiere hat - von den 90 Sitzplätzen sind 75 von uns - wie uns ein anderer Fluggast später berichtet, kam er sich etwas seltsam vor, weil uns gelbe Zettel ausgehändigt wurden, ihm aber nicht.
Der Flug nach Zürich ist ereignislos - kein Wunder, bei einer reinen Flugzeit von 25 Minuten; da dauert Takeoff und Landing deutlich länger ;-) Glücklicherweise können wir dort dann direkt zum Gate - die Koffer werden automatisch verladen, es gibt nicht, wie zwischendurch befürchtet, noch einen Security Check, sondern wir können direkt zum Gate. Am Gate dürfen einige dann noch für den langen Flug ihre Plätze tauschen, und auch das Einchecken geht erfreulich schnell, da für uns einfach mal alle Schalter für Visum- und Reisepaß-Überprüfung aufgemacht werden.
Der Flug selbst ist lang (11 Stunden), laut (man bekommt die Turbinengeräusche einfach nicht weg) und eng - ich bin relativ klein und habe daher noch ein wenig Beinfreiheit; andere Leute haben es da nicht so gut.
Nach dem großen Abendessen wird das Licht gelöscht. Ich selbst versuchte eine Zeitlang einen Film zu schauen, beschliesse dann aber doch, es mit schlafen zu versuchen.
Nun ja, ein wenig echten Schlaf habe ich bekommen, aber nicht viel :-)
Die Fluggeräusche sind doch recht laut und anfangs hat eine Frau vorne recht laut gelacht, das hat dann doch gestört. Dösen konnte ich zwar, aber bis fast am Ende nur wenig schlafen.
Als wir nach lokaler Zeit morgens in Shanghai landen war ich müde und mein Körper ein wenig verwirrt, weil es hell war (für ihn war es Mitternacht).

Der AkaChor auf Chinareise - von Shanghai nach Taipeh

Am Flughafen Shanghai haben wir an die Seite des Terminals gesetzt, von der aus man einen tollen Blick über die Anlage hatte.
Es ist erstaunlich wenig los auf den Straßen - ein paar Autos, einige Busse, dafür gibt es interessante Straßenschilder zu sehen.
Wir holen unser erstes chinesisches Geld vom Automaten und kaufen Wasser - hier sollte man niemals das Wasser aus dem Hahn trinken. Es ist zwar - wie üblich auf Flughäfen - teuer, aber immerhin ist es Wasser. Man darf und kann es trinken :-)
Unser Check-In für den Flug nach Taipeh ist erst in 90 Minuten, daher hängen wir ein wenig rum und schauen uns das Terminal an - das Wetter läd nicht dazu ein, nach draussen zu gehen, aber ein wenig Bewegung tut uns gut.
Das Check-In dauert diesmal länger, da es nur wenige Schalter gibt, aber wir nicht die einzige Gruppe sind, die mitfliegen will. Bei der Anzahl der Reihen im Flugzeug sind wir überrascht - mehr als 80, wenn man den Boarding Passes glauben will - aber nachdem wir am Gate den Flieger sehen ist das klar: es ist eine Boeing 747, mit sogar zwei Stockwerken.
Der einzige Wehrmutstropfen auf diesem Teil der Reise ist, dass unsere Chinesische Mitstudenten nicht mitfliegen darf - sie muss in Shanghai bleiben, weil ihr internationales Studentenvisum nicht ausreicht, um von Festland-China nach Taiwan zu reisen (direkt von Deutschland aus wäre das gegangen...). Nun ja, zum Glück ist Pat in Taipeh und holt uns ab.
Nachdem wir im Gästehaus der NTU unsere Zimmer bezogen haben und - seit eineinhalb Tagen - zum ersten Mal wirklich zur Ruhe kommen können gehen wir noch zu unserem ersten "offiziellen" Termin - ein Willkommens-Essen, von den Studierenden der NTU zubereitet. Es werden insgesamt 12 Gänge an Speisen angeboten, kleine Portionen, wo man sich einfach immer ein wenig nehmen konnte. Das beginnt mit gebratenem Tofu, geht weiter mit frittiertem Bauch und endet bei geräuchertem Barsch. Sehr lecker, durchaus spannend zubereitet.
Danach sind wir inzwischen so weit müde genug, dass wir einfach nur noch ins Bett fallen und schlafen.

Brauchen wir ein neues Internet?

Der Titel war die Überschrift zu einer Podiumsdiskussion im Stuttgarter Rathaus, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen hatte. Mit dabei waren Alvar Freude (Programmierer, Mitglied der Enquete-Kommission), Thomas Fischermann (Co-Buch-Autor des Buches "Zeitbombe Internet", das als Aufhänger diente) und Jörg Klingbeil, Datenschutzbeauftrager des Landes Baden-Württemberg.

Im Publikum habe ich einige Leute vom CCCS gesehen, andere Interessierte; Piraten weniger; aber die kenne ich inzwischen auch zuwenig.
Nach einer kurzen Einführung von Herrn Fischermann (der mehr über die Entstehung des Buches referierte als über die Gefahren oder Probleme des Netzes an sich) kam es in einer Fragerunde erst einmal zu einer Diskussion ob die Gefahren wirklich "am Internet" liegen oder ob diese nicht ausserhalb des Netzes zu suchen sind; social Engineering findet nicht nur im Netz statt, darüber läuft nur die Kommunikation zum Beispiel.

Mein Eindruck der Diskussion war allerdings eher gespalten. Herr Fischermann war noch am unterhaltendsten, weil er Beispiele "aus dem wahren Leben" einfliessen lassen konnte; aber wirklch Beweise für seine Stories konnte er nicht bringen oder brachte sie im falschen Zusammenhang - er wollte Stuxnet als Teil des Cyberwars aufzeigen, allerdings war es gerade bei Stuxnet so, dass die Anlagen nicht am Internet hingen sondern via USB-Stick der Trojaner eingeschleust wurde. Andere Stories konnte er nicht wirklich belegen; oder mir sind diese Geschichten zumindest bisher nicht in der Form bekannt gewesen und konnte sie daher bisher auch nicht nachprüfen.
Herr Klingbeil war - aus meiner Sicht - leider fehl am Platze weil es in der Diskussion selbst hauptsächlich im (Internet-)Security ging und weniger um Datenschutz. Das ist vielleicht auch dem geschuldet, dass das Buch sich primär mit (fehlender?) Sicherheit beschäftigt und auch Alvar in der Enquete-Kommission mehr mit Security denn mit Privacy zu tun hat. Das hat Herr Klingbeil aber auch selbst offen so gesagt ;-)
Und Alvar? Alvar wurde als einziger der Diskutanten von der Moderatorin Monika Ermert geduzt ;-) Hat aber dann in meinen Augen keine ihrer Fragen wirklich beantwortet - wie ein Berufspolitiker ist er entweder um die Frage herumlaviert oder hat sie nur als Sprungbrett genutzt um seine eigenen Antworten (die nichts mit der Frage zu tun hatten) zu geben - oft genug mit Hinweis auf die Enquete-Kommission. Auch bei der Schlußfrage "Wo müssen wir ansetzen um das Internet sicherer zu machen - Technik, Personen, Poltiik" gab er keine klare Antwort sondern wies nur darauf hin, dass der Vorgänger der jetzigen Enquete-Kommission auch einiges an Empfehlungen gegeben hatte (das war Mitte der 90er Jahre), die aber bis auf wenige Ausnahmen ignoriert wurden. Insofern war die Frage eher nicht beantwortet worden.

Immerhin hatten Stefan, pi und ich dann noch kurze Diskussionen nach der Veranstaltung, das hat den Abend wieder ein wenig verschönert ;-)

Meine Erfahrungen mit Synology

Ich habe die letzten Wochen mich zwangsweise recht intensiv mit meinem Datengrab beschäftigt - ich besitze eine DS1511+ und ein DX510, das heisst ein Storage mit 10 Festplatten drin. Überdimensioniert, keine Frage ;-) Aber es macht Spass, es ist leise und ich habe viel Platz zum Testen.

Das GUI ist erstaunlich gut, übersichtlich und durchaus sinnvoll angeordnet. Es gibt schöne Features wie rsync-Backups, Lokale Backups auf USB und ähnliches. Und es gibt - wenn man will und es anschaltet - SSH-Zugänge. Man kommt dann auf ein Busybox; man befindet sich also auf einem Linux.
Ein bisschen herumschauen zeigt, dass es mit md und lvm arbeitet. Praktisch ;-)

Nebenbei ist es gut angebunden an MacOS, Linux und Windows. Zumidest hatte ich da bisher keine Probleme mit, auch mit ACLs die Leute an das System zu kriegen.

Nun ist es mir zweimal passiert dass das erstellte Volume (RAID6, 2 Platten dürfen ausfallen) kaputt ging. Einmal - nach einem Firmware-Upgrade des Storagesystems zeigte das Filessystem eine immens hohe Prozentzahl an benutztem Speicherplatz an - und behauptet, ich hätte 16Exabyte an Platz insgesamt. Da war klar, dass Filesystem muss irgendwo eine Macke bekommen haben.
Ich schrieb dem Support ins Kontaktformular die Ausgabe von df -h und ähnlichem, sie baten mich um eine Diagnose-Datei, die man via Web-GUI erstellen konnte.
In der Zwischenzeit hatte ich mich via ssh selbst auf der Maschine umgeschaut und festgestellt dass ein fsck.ext4 existierte. Ich habe ihn ausprobiert ;-)
Es hat ein paar Tage gedauert (und ich musste um Platz zu bekommen, eine lokale USB-Platte anschließen), aber der fsck hat das Filesystem checken können und dann fehlerfrei übergeben. Ich habe wenige bis keine Dateien gefunden die wirklich kaputtgegangen waren - das ist für mich schonmal ein Hinweis auf saubere Arbeit. Insbesondere wo ein Freund zwischendurch meinte, die aktuellen e2fstools können nur Filesyteme bis 16TB...

Und der zweite Fail passierte letztes Wochenende. Ich baue gerade mein Arbeitszimmer um und musste dafür den Schreibtisch vom Schrank abschrauben. Dabei bin ich wohl gegen den Stromstecker der Erweiterungseinheit gekommen - die war mal kurz stromlos. Mochte das System überhaupt nicht; kein Wunder.
Da diesmal das System zwar die Platten, aber nicht das md-Device zeigte (nicht in /proc/mdstats, nur in dmesg dass es sowas geben sollte) habe ich diesmal die Finger davon gelassen und wieder den Synology-Support angeschrieben. Ich hab das Debug-File gleich angehängt, so dass es schneller gehen konnte.
Diese wollten dann SSH-Zugang (kein Problem, die kritischen Daten sind eh so verschlüsselt dass ein Container auf dem Storage liegt) und kurze Zeit später haben sie nicht nur das Volume wieder zum Laufen gebracht, sondern auch einmal sauber rebootet um zu überprüfen ob danach immer noch bzw. wieder alles tut.

Dafür dass ich "nur" Endkunde bin und keinerlei Supportvertrag mit ihnen habe finde ich das einen guten Support.

The Kerry Way: Tag 12: Von Kenmare nach Killarney

Heute kommt der vermutlich längste und anstrengendste Teil der Reise: Von Kenmare über die Old Kenmare Road zurück zum Anfangspunkt unserer Reise, nach Killarney.
Wir frühstücken früh und machen uns zeitig auf den Weg, da wir noch Essen für Zwischendurch einkaufen müssen. Aber bald sind wir auf dem Weg - sehen die Sachsen schon vor uns losziehen, die Schwaben holen wir dafür am Anfang gleich ein und diskutieren, was wir wohl nach dem Rundweg noch machen werden.
Der Weg ist gleich am Anfang knackig und steil - der erste Paß, der Beginn der "Old Kenmare Road" muss bestritten werden. Das geht steil bergauf, am Anfang noch asphaltiert, bald aber nur noch Feldweg. Das mögen unsere Füße deutlich lieber als Asphalt.
Oben geht es weiter, bei recht gutem Wetter, einen Paß entlang und auch wieder runter. Diesmal sind wohl mehr Leute unterwegs, nicht nur Mountainbiker überholen uns, es kommen schon bei diesem frühen Stück einige Wanderer entgegen. Die Radfahrer müssen teilweise schieben, aber sie scheinen trotzdem Spaß an der Sache zu haben. Wir können sie nicht weiter verfolgen, aber ich wüsste zu gerne wie sie an den tiefen Bächen sich gemacht haben ;-)
Nach knapp einem Drittel der Strecke stossen wir auf den Weg, den wir von der anderen Richtung her bereits kennen: Die Old Kenmare Road geht hier einmal zum Black Valley, zum anderen Richtung Killarney. Diesen Teil sind wir bereits an Tag 1 gegangen, allerdings entgegengesetzt. Also heisstes jetzt erst einmal wieder Aufstieg (über schmale Wege und teilweise nur steinig), dann den Glen entlang auf Eichenbohlen (wo welche sind) und danach wieder einen Zwischen-Abstieg über steiniges Gelände. Dieses mochte ich bereits beim hergehen nicht, beim Zurückgehen gefällt es mir immer noch nicht. Es sind teilweise zuviele Steine beziehungsweise zu starke Klüfte zwischen den einzelnen Steinen, der Abstieg wird einem da nicht leicht gemacht.
Leider wird das Wetter auch eher schlechter und feuchter (nein, zum Glück kein echter Regen), so dass wir uns beeilen um weiterzukommen. Unsere anfängliche Idee, auf den Mount Torc zu steigen verwerfen wir sehr schnell wieder, einerseits würde es die Wanderung um mindestens zwei Stunden verlängern, andererseits sind unsere Beine (durch die langen Wanderungen der letzten beiden Tag) schon recht müde. Daher laufen wir an dieser Abzweigung vorbei und gehen in den letzten Abstieg - vom Old Kenmare Road runter nach Killarney.
Durch die Vorbereitung ist dieser Abstieg gut zu machen - ich verstehe zwar immer noch nicht, warum es genau da steinerne Treppenstufen gibt, aber wenn sie halt da sind werden sie auch genutzt. Unten kommen wir bei den Kutschen an, deren Hilfe wir ablehnen - wir wollen ja wandern und nicht mit der Kutsche fahren. Wir wandern an Mucross House vorbei und noch ein wenig an der Küste entlang (unsere Wegbeschreibung variiert diesen Teil des Weges ein wenig, damit wir auch andere Sachen zu sehen bekommen als beim Hinweg), und schon sind wir am Ende des Nationalparks angekommen.
Uns begrüßt eine lange Autoschlange: Dieses Wochenende ist in Killarney das "Irish Open" Golfturnier, wohl international hoch angesehen. Zumindest ist hier in Killarney die Hölle los und es wird schwer, über Ampeln gehen zu können um den Weg ins B&B zu finden. Aber wir schaffen es und legen uns erst einmal aufs Bett, um den Beinen ein wenig Ruhe zu gönnen - nach knapp 30 Kilometern durchaus notwendig.
Was gibt es als Abschluß zu sagen?
Das Wetter hat für uns sehr gut mitgespielt - bis auf zwei kleine Ausnahmen hat es nicht geregnet und nur an zwei Tagen war es neblig. Ansonsten hatten wir oft genug eine tolle Sicht auf die Berge oder die Küste, die Wegbeschreibung war sehr genau und hilfreich und die B&Bs waren gut ausgesucht. Da hat Wikinger-Reisen bei uns einen sehr guten Eindruck hinterlassen.
Gerade bei den B&Bs war es immer angenehm - die Leute kümmern sich um sehr vieles, sie sind neugierig und helfen auch gerne wenn sie können - an einer Stelle wurden wir gefragt ob wir für die Rückkehr in Killarney bereits gebucht haben weil das jetzt "the busiest weekend in the year" werden würde. Gut dass das alles vorgebucht war ;-)
Ansonsten hat das Wandern viel Spass gemacht, ich bin überrascht wieviel ich quasi aus dem Stand wieder laufen konnte (und wie ich mit dem Untergrund zurechtkam, geschweige denn mit dem Matsch), meine Wanderschuhe, die gute 15 Jahre alt sind halten sich auch sehr gut und ich freue mich auf den nächsten Wanderurlaub ;-)

The Kerry Way: Tag 11: Von Sneem nach Kenmare

Die heutige Etappe ist sehr abwechslungsreich: Es ist erst einmal die geplant längste Etappe und sie geht von der Küste direkt in die Berge.
Nach dem Loswandern geht es erst einmal bei schönster Sonne über einen Pass Richtung Küste - und zwar wirklich bis hinunter. Dort geht es an der Küste entlang, in einem Waldstück, ich komme mir teilweise vor wie in Deutschland, wo ich früher Urlaub gemacht habe, an einem See, soviele Wurzeln sind im Waldweg eingebettet. So kann es weitergehen ;-)
Unsere Weggefährten (die Schwaben, falls sie zufäl?ig dies hier lesen, bitte mal melden! Ich hab da noch ein schönes Foto von Euch ;-)) haben wir ziemlich am Anfang des Weges schon kurz hinter uns gelassen, während wir von den anderen Weggefährten (den Sachsen) bei einer kurzen Pause am Aussichtspunkt an der See überholt werden.
Eine "wichtige" Stelle ist die Blackwater-Bridge dicht an der Küste. Diese Brücke ist die älteste Steinbrücke Irlands - und dafür schon sehr hoch. Da wir weiterhin über die "Butter Road" wandern ist uns klar warum die schon früher wichtig war - über diesen Weg und damit über diese Brücke wurden Nahrungsmittel transportiert. Heute noch ist die Brücke Teil einer Nationalstraße und damit dicht befahren.
Wir überlegen an einer Stelle kurz, ob wir die Wanderung abkürzen wollen - aber dafür länger an der N70 zu laufen schreckt uns ab - zuviel Asphalt, zuviele Autos die dort durchaus auch schnell fahren. Lieber laufen wir durch den Wald und auf entsprechend kleinen Wegen.
Wir wandern ja nicht nur mit Karte, sondern auch mit einer guten Beschreibung, bei der dabei steht wann man ungefähr welchen Punkt erreicht. Wir stellen heute überrascht fest dass wir die Zeiten einhalten; das heisst wir sind ziemlich genau (sogar mit Fotostops) so schnell wie wohl der "durchschnittliche" Wanderer - was mich bei den Auf- bzw. Abstiegen durchaus überrascht.
Dieses Mal sind es wieder zwei große Auf- bzw. Abstiege, immer wieder so ca. 200m. Da die Wege teilweise durch Wiese oder Felder gehen (gerne von Schafen oder Kühen beweidet) müssen wir mit dem Gehen aufpassen - es können immer Löcher da sein in die man tunlichst nicht reinfallen sollte. Aber matschig ist es immer wieder, so dass wir aufpassen müssen.
Im B&B merken wir, dass wir sehr viel gelaufen sind - die Füße und Beine tun weh und wir merken dass sie heute nicht mehr viel laufen wollen.

The Kerry Way: Tag 11: Von Caherdaniel nach Sneem

Der Tag beginnt schon mit hellen Wolken - im Gegensatz zu gestern kann ich aus dem Fenster schauen und sehe Inseln und die gegenüberliegende Seite. Sehr schön!
Beim Frühstück klären wir auch noch rasch die Frage nach Mittagessen und wie wir nun wieder nach Caherdaniel kommen, und schon sitzen wir im Auto und fahren unserem Startpunkt entgegen.
Das Wetter meint es sehr gut - Sonne pur, wenig Wolken. Als wir jetzt am Scariff Inn vorbeifahren verstehe ich ein wenig warum sie behaupten, Irlands schönsten Blick zu haben; aber ich sehe nicht ein, deswegen extra anzuhalten und ein Foto schießen zu wollen. So toll ist der Blick dann auch nicht.
Wir fahren zügig bis Caherdaniel, wo uns der Hausherr aussteigen lässt und unser Gepäck weiter gen Sneem fährt.
Wir orientieren uns kurz und gehen dann direkt vom Dorf weg, über einen Grasweg an einem Zaun entlang wieder Richtung Berge.
Im Gegensatz zu den bisherigen Wanderungen wird es jetzt viel felsiger - wir laufen mehr über Steine (auch und gerade an den matschigen Stellen) und auch die Landschaft zeigt hier mehr ihre schroffe Seite. Aber das ist toll - weil man später auf dem Paß wunderbar die beiden Gegensätze sehen kann, auf der einen Seite Berge mit Bäumen oder Büschen, auf der anderen Seite nur Gras und viel Fels der daraus hervorragt.
Wie oben schon erwähnt verwöhnt uns die Sonne. Das heisst mal wieder, wir sind mit Sonnenbrille, Mütze und gut verschmierter Sonnencreme unterwegs. Sind wir gerade wirklich in Irland, wo es im August 13 Regentage gibt?
Wir sind gerade gut eingelaufen und stellen fest, dass wir sogar mit Fotopausen und ähnlichem exakt im Zeitplan sind, als wir auch schon den Abstecher zum Staigue Fort machen können: Eine kreisrunde Mauer, datiert auf mehrere Jahrhundert vor Christus (genauer kann man es bisher nicht sagen), welche aus flachen Steinen besteht, die ohne Mörtel oder ähnliche Hilfsmittel halten. ich finde das eine erstaunliche Leistung - diese Mauer (5.5 Meter hoch, 4 Meter breit) steht fast unverletzt seit mehr als 2000 Jahren!
Das waren die 4 km Länge und 100 Höhenmeter zusätzlich durchaus wert, die man auf die Wanderung draufgesetzt hat.
Danach geht es wiederum auf einen Paß drauf - also einige Höhenmeter nach oben, auf dem Paß laufen, wieder viel runter. Und auch hier überwiegt der steinige Untergrund, welcher sich mehr beim Abstieg bemerkbar macht weil dieser anstrengender wird (die Knie und Oberschenkel danken es...).
Zum Glück sind wir dann bald auch bei Sneem und bei unserem B&B angekommen. Wie üblich dürfen wir erst einmal bei Tee und Gebäck ausruhen, da das B&B etwas ausserhalb liegt und immer noch gutes Wetter herrscht können wir dies sogar vor dem Haus in der Sonne machen. Die Füße geniessen die Freiheit und fangen an, sich über die Strapazen zu beschweren, aber das sind wir ja fast schon gewohnt ;-)
Der Ort Sneem ist relativ groß (aber problemlos in 10 Minuten zu durchqueren); er ist durch eine Brücke quasi in zwei Hälften geteilt. Es gibt drei Ärzte in dem Ort und - wie üblich - jede Menge Pubs und Restaurants. Dieses Mal beschließen wir in einem Pub zu essen - die Hausdame aus dem B&B hat uns zwei empfohlen und dieser Empfehlung folgen wir gerne, da wir die letzten Tage zwar sehr gut in Restaurants gespeist haben, aber wir ein wenig mehr deftige Nahrung haben wollten.