Analog, Digital - sch...egal, Hauptsache TV-Gucken wird illegal!

Wie Hollywood die bessere Fernsehnorm HDTV in Europa bereits vor dem erhofften zweiten Frühling erfolgreich zu Fall gebracht hat

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Jede neue Technik, die ernsthaft Gefahr läuft, zum Umsatzrenner zu werden, wird mittlerweile vorbeugend mit Kopierschutz-Schikanen uninteressant gemacht. So nun auch das nach 20 Jahren, die es in der Versenkung verschwunden war, wieder aktuell gewordene Fernsehen in Kinoqualität.

Digital? Digital ist böse! Das hat der HiFi-Fan schon vor vielen Jahren gelernt, als die gute alte rauschende und eigentlich nur für Diktiergeräte konstruierte Kompaktkassette durch DAT - Digital Audio Tape - ersetzt werden sollte. Man hatte Angst, dass nun auch noch die fünfte Kopie so gut klingen könnte wie das Original - wobei "gut klingen" bei modernen, übersteuerten und verzerrten Aufnahmen wie Eric Prydz' "Call on me" als Low-Level-Remake von Steve Winwoods Valerie ohnehin irrelevant ist: Das klingt auch auf der billigsten Blechkiste nicht anders als auf einer HiFi-Anlage.

Doch musste unbedingt ein Kopierschutz her, und das verzögerte die Markteinführung von DAT so lange, bis außer Profis mit mobilen Aufnahmegeräten wirklich niemand mehr etwas davon wissen wollte. Nein, selbst bei Firmen wie Sony, wo Hardware und Software aus einem Haus kommen, gilt der Grundsatz: Bevor man dem Kunden zuviel Gegenleistung für sein gutes Geld bringt, macht man doch lieber gar kein Geschäft!

"Hochauflösendes Fernsehen mit LCD-TV? Das war gestern" (Bild: Sharp)

Auch heute noch gilt bei HiFi: Digital ist böse! Ob die CD oder der optische Glasfasereingang am Verstärker: Es wird soviel wie möglich eingeschränkt. Die Un-CD darf nicht im DVD-Laufwerk spielen, der tragbare MD-Recorder keinen digitalen Ausgang haben, der DVD-Audio- oder SACD-Spieler ausgerechnet den hochauflösenden Sound nur analog brummend an den Verstärker liefern und der Verstärker darf wiederum keine Analogsignale nach außen liefern, wenn er digital gefüttert wird (Bild und Ton in HiFi) - außer an die Lautsprecher, da das digitale Ohr, das mit digitalen Lautsprechern beschallt werden kann, immer noch nicht erfunden ist. Doch selbst und gerade diese Schnittstelle dürfte der Musikindustrie eine zuviel sein.

Wo heute kein Weg mehr an digital vorbeiführt, ist jedoch die Videotechnik - analoge Ausstrahlung und Speicherung erlaubt bei vernünftigem, für Privatleute bezahlbarem Aufwand einfach keine höheren Qualitäten als das Geflimmer und Geflacker der Videokassette, das ja weit unter dem liegt, was auch das heutige Fernsehsystem technisch hergibt. HDTV - High Definition Television - war ja schon vor 20 Jahren im Gespräch. Im Analogzeitalter mit Röhrenfernsehern, fehlenden terrestrischen Frequenzen und miesem Empfang war jedoch selbst ein VHS-Videorekorder in Longplay völlig ausreichend, um eine Sendung aufzuzeichnen. In Kabelanlagen war das Signal mitunter sogar noch schlechter. Und die Zwitternorm D2-Mac wollte niemand haben.

Beim analogen Fernsehen waren Technik und Rechte geklärt

Das Aufzeichnen mit dem analogen Videorekorder war ebenso kein Problem. Es gab zwar zunächst Rechtsstreits um Sonys Betamax-Verfahren, weil dies das erste erschwingliche Videorekordersystem war, doch wurde das private Aufzeichnen und spätere Anschauen von Fernsehsendungen bald legalisiert und entsprechende Tuner gleich ins Gerät gebaut, sodass dieses nun auch ohne angeschlossenen und eingeschalteten Fernseher aufnehmen konnte.

Was PAL in Wirklichkeit an Bildqualität liefern kann, wurde den meisten Fernsehzuschauern dann erstmals mit Satellitenempfang klar: Scharfe Bilder ohne Rauschen ließen plötzlich die VHS-Aufzeichnungen auch in Normalgeschwindigkeit alt aussehen und so manchem wurde klar, wozu die zuvor kaum nachgefragten S-VHS-Geräte mit erhöhter Bildqualität, doch auch weit teureren Kassetten eigentlich erfunden worden waren. Auch auf Hi 8 oder gar digital auf Mini-DV-Kassetten gedrehte Homevideos zeigten auf einmal eine zuvor unbekannte Bildqualität. Diese ließ sich erst mit DVD-Rekordern wirklich adäquat aufzeichnen.

DVD-Rekorder haben ebenso wie die Kassetten-Videorekorder eingebaute TV-Tuner. Das freut die GEZ. Allerdings sind die Tuner bislang ausschließlich analog. Vielgucker schauen jedoch längst digital - über Satellit mit DVB-S und in Ballungsgebieten teilweise auch schon mit DVB-T. Das Bild ist da zwar nicht unbedingt besser, weil die Sender gerne an der notwendigen Datenrate sparen, aber sozusagen konstant schlecht. Das könnte auch DVB-C zugute kommen, der noch wenig genutzten digitalen Kabelvariante: Die vielen Zwischen- und Aufholverstärker in den Kabelanlagen bewirken heute nämlich öfters, dass das, was an der Anschlussdose letztendlich ankommt, eher nach missglücktem Fernempfang aussieht. Bei digitaler Übertragung würde dieses Problem entfallen. Allerdings wird dann zusätzlich zur GEZ und der ohnehin teuren Kabelgebühr auch noch für jeden angeschlossenen Fernseh- oder Radioempfänger ein eigener DVB-C-Empfänger gebraucht, weshalb selbst TV-Junkies bislang nur selten die zusätzlichen digitalen Kabelkanäle in Anspruch nehmen.

Digitaler TV-Empfang ist auf dem Vormarsch

Von Vorteil ist die digitale Empfangstechnik jedoch bei der ebenfalls digitalen Aufzeichnung: Es muss nicht extra neu digitalisiert werden; es entsteht kein Qualitätsverlust und nur geringer Rechenaufwand. DVB-S- und DVB-T-Empfänger mit integrierter Festplatte machen hiervon eifrigen Gebrauch - das laufende Programm kann angehalten werden, wenn das Telefon dazwischenplatzt und die Lieblingssendung kann zu jeder Tageszeit angesehen werden: Man muss für sie nicht mehr bis Mitternacht aufbleiben. Das notorische Stapeln unbeschrifteter Videokassetten soll mit diesen Geräten Geschichte sein - bei der angepeilten Zielgruppe allerdings nur etwa vier Wochen. Dann ist die Festplatte voll, weil man den einen oder anderen Film doch längerfristig behalten will. Also geht das Theater mit den Videokassetten doch wieder los, auf die man nun extra langwierig überspielen muss, statt wie zuvor den Film bereits auf der Kassette zu haben und dieser lediglich einen passenden Aufkleber mit Beschriftung verpassen zu müssen.

Naheliegender wäre es, das digitale Signal direkt auf DVD zu überspielen. Technisch ist dies kein Problem; es sind zwar einige Formatumsetzungen notwendig, doch ist dies weit weniger Aufwand als bei einer Aufnahme von Analog. Doch gibt es fast kein derartiges Gerät am Markt - auf jeden Fall nicht von einem der großen Hersteller. Und warum? Richtig: Die bösen bösen Raubkopierer könnten ja nun plötzlich ihre Liebe fürs Fernsehen entdecken. Es drohen Spielfilme mit ARD-Logo in Tauschbörsen. Also muss der analoge Umweg über die Scart-Schnittstelle gegangen werden. Das ist für die Tauschbörse immer noch gut genug, macht aber mehr Arbeit: Der herumexperimentierende Schüler nimmt es hin, der Normalkunde ist genervt.

Eigentlich war es also klar: Analog ist gut, digital ist böse. Wer eine zukunftssichere HiFi-Anlage will, braucht deshalb auch heute noch möglichst viele analoge Anschlüsse. Wenn es dann noch einen zusätzlichen optischen Anschluss für Spielfilme in Dolby Digital gibt - fein. Aber wer weiß schon, ob der bei bestimmten Inhalten nicht einfach stillgelegt wird und ob sich so etwas auch immer aufnehmen lässt? Also lieber noch zwei analoge Kabel für die beiden Stereokanäle zusätzlich legen, bevor das Gerät plötzlich unerwartet schweigt.

Direkte digitale Aufzeichnung ist unerwünscht

Ebenso war beim Bild digital stets böse. Ok, es gab ja auch gar keine digitale Schnittstelle, sondern nur die mit daumendicken Kabeln versehenen klobigen französischen Scart-Starkstomanschlüsse oder ein drittes Cinchkabel für Video, mit miesem Bild, wenn man ein Exemplar erwischt hatte, das nur für Audio gedacht war und bei Videosignalen schlappmachte oder schrecklichen Geräuschen, wenn man es versehentlich in einen Audio-Eingang stöpselte.

Trotzdem gab es Kopierschutzärger, denn es gibt auch analoge Kopierschutztechniken: Das Macrovisions-Störsignal, das moderne Videorekorder dazu bringt, von kommerziell bespielten Kassetten oder DVDs nur noch Störungen aufzuzeichnen, brachte auch die ersten Flachbildfernseher und Beamer aus dem Tritt. Nur die typischen Schaltkreise von Röhrenfernsehern konnten hiermit umgehen. Und alte Videorekorder aus der Zeit von Video 2000, denn damals durften die Schaltungen noch solide gebaut werden, ohne Macrovisions-Sollbruchstelle.

Somit wurde gezielt ausgerechnet der Heimkinofreak bestraft, der sich einen der ersten DVD-Player und einen damals noch 10.000 Mark und mehr kostenden Beamer angeschafft hatte. Zusammen mit Regionalcode-Beschränkungen und ähnlichen Schikanen führte dies dazu, dass die Freaks lange an älteren, teureren und schlechteren Systemen wie der noch analog arbeitenden Laserdisc (LD) festhielten.

Kein Bild, nur Ton? Das liegt an Macrovision!

Allerdings war es damals noch kein Problem, für ein paar weitere Märker ein Gerät hinzuzukaufen, welches das von Macrovision zerstörte Videosignal wieder reparierte und so setzte sich die DVD schließlich doch durch. Heute gilt die Benutzung eines solchen Videosignalrestaurierers dagegen als Verstoß gegen das Urheberrecht - wenn der DVD-Hersteller nicht will, dass auf der Leinwand ein Bild erscheint, so hat man dies gefälligst zu respektieren und nur dem Ton zu lauschen, auf den der Kopierschutz bislang nicht wirkt - obwohl merkwürdigerweise die Musikindustrie und nicht die Filmbranche diese Geräte jagt.

Auch für HDTV gab es anfangs keine Digitalanschlüsse, obwohl dies technisch im Zeitalter der Beamer und Flachbildschirme mit Computerschnittstelle durchaus angebracht wäre - doch auch am PC werden LC-Bildschirme meist noch analog mit VGA-Kabeln verdrahtet, weil billige Grafikkarten und Monitore nur diesen Anschluss bieten. Dummerweise schaffen ebenso billige VGA-Kabel dann meist kein scharfes und störungsfreies Bild auf den guten Flachbildschirm. Und: Die Digital-Schnittstelle DVI besitzt keinen Kopierschutz. Der kommt erst mit HDMI. Und an dem wurde so lange herumspezifiziert, dass die Hersteller schließlich lieber gar keine digitale Schnittstelle mehr einbauten denn die falsche.

Stattdessen wurde das aus dem amerikanischen Raum und von Beamern bekannte System mit drei Videokomponenten - Y, Cr, Cb - auf HDTV-Frequenzen erweitert: Ähnlich Computer-Multifrequenzmonitoren wurden nun eben statt 640 x 480 Pixeln effektiv (nominell 525 Zeilen) bei NTSC oder 720 x 576 Pixeln effektiv bei PAL (nominell 625 Zeilen) Signale mit 1280 x 720 Pixeln oder der höchsten HDTV-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln erzeugt, die dann aber nicht mehr gleichzeitig, sondern wie beim Normalfernsehen abwechselnd mit 2 x 540 Zeilen übertragen werden. Trotz höherer Pixelzahl wird dies nicht unbedingt als besser empfunden, die meisten Tester empfinden 1280 x 720 als angenehmer, obwohl dieses "halbe HDTV" bei der Zeilenzahl nur 25% mehr Auflösung bietet als PAL.

Moderne LCD-Bildschirme können schon HDTV

Diese Signale können viele aktuelle LCD-Fernseher wie der Sharp LC-37HV4 bereits wiedergeben: Mit 1366 x 768 kann er beide HDTV-Formate brauchbar darstellen und ist zudem für das gängige XVGA-Format von Computern mit 1024 x 768 Pixeln genau passend - gut für Präsentationen aller Art, ob nun digitale Diashow im Wohnzimmer oder Powerpoint im Büro. Neuere LCD-Geräte haben auch echte 1920 x 1080 Pixel. Ebenso können auch manche Beamer diese Auflösungen - natürlich sind dies nicht gerade die billigsten Modelle. Damit hätte HDTV nun unerwartet wieder eine echte Chance. Plasmadisplays sind dagegen zwar größer, haben aber oft gerade 480 Zeilen für die US-Norm NTSC und können so noch nicht einmal das hiesige PAL-Signal ohne qualitätsmindernde Interpolationen darstellen.

In den USA und Japan ist HDTV bereits durchaus verbreitet - in den USA wegen der normalerweise eher miesen Standard-Fernsehsignale in NTSC (gern verspottet als Never The Same Color - "nie dieselbe Farbe") und der traditionell riesigen Fernseher, auf dem miese Signale ganz besonders auffallen; in Japan wiederum wegen der Technikverspieltheit der Asiaten. So sind in den USA nach Salon.com bei insgesamt 110 Millionen Fernsehhaushalten 2003 bereits 8 Millionen mit HDTV versorgt gewesen und bis Ende 2008 werden 80 Millionen erwartet - nur die Dritt- und Viertfernseher in der Küche werden dann noch kein HDTV können. Bei internationalen Fernsehübertragungen wird HDTV daher Pflicht - Fernsehbilder der Fußball-WM 2006 wären in PAL außerhalb Europas unverkäuflich.

Während der Übertragungsstandard für HDTV in Europa auf der Satellitenseite noch offen war - das heute bei DVB und DVD übliche MPEG2 beansprucht als HDTV viel Übertragungskapazität, MPEG4 ist die logische Folge, doch dafür mussten erst Empfänger entwickelt werden - war also bei den Bildschirmen und Beamern alles klar: Der Weg zu HDTV war frei! Bis vor etwa zwei Monaten.

HDTV aufzeichnen: Unerwünscht. HDTV anschauen: Ebenso

Da machte die Filmindustrie einen unerwarteten Schwenk: Ab sofort ist nämlich analog böse und digital gut. Denn bei Videodisplays ist - im Gegensatz zum Lautsprecher - am Ende kein Analogsignal mehr erforderlich und bei LCDs auch technisch gar nicht mehr existent: Das Bild besteht aus lauter einzelnen Punkten und keinem kontinuierlichen Elektronenstrahl mehr wie bei der Bildröhre. Da kann man ganz bestimmt nicht mehr mitschneiden, wie es an einem Lautsprecheranschluss ja durchaus möglich ist, wenn sonst nichts geht. Es gibt zwar auch noch keine für den Normalverbraucher bezahlbaren Aufzeichnungsgeräte für HDTV - Blue-Ray-Disk und HD-DVD sind ja noch in der Entwicklung - aber Hollywood hat bereits Angst. HDMI ist dagegen ein reiner Standard für Bildschirme. Wer nur HDMI anbietet, hat also Videorekorder jeder Technologie automatisch ausgesperrt.

Und so wurde nun festgelegt: Wer überhaupt Film- oder Fernsehrechte - beispielsweise für Sportereignisse - aus den Staaten bekommen will, der muss an den Satellitenempfängern die analogen Ausgänge abschalten. Oder darf an diesen maximal ein normales PAL-Signal liefern. Heutige Beamer und Fernseher werden also kein HDTV-Bild liefern, sondern entweder gleich einen schwarzen Schirm oder nur ein Normalbild. Lange Gesichter deshalb beim ersten deutschen HDTV-Anbieter, dem Pay-TV-Sender Premiere: "Wir tun es ungern, doch wir haben gar keine andere Wahl - entweder wir strahlen wie von den Studios gewünscht mit Kopierschutz aus - oder wir bekommen erst gar kein HDTV-Material zum Senden", so Premiere-Sprecher Michael Jachan zu Telepolis. Und nur Satellitenempfänger, die brav die Analogausgänge stilllegen, sobald mehr als Testbild oder Werbung laufen, werden zum Empfang zugelassen. Andere Geräte - oder Adapter, die aus dem HDMI-Signal wieder ein normales Analogsignal erzeugen - gelten dagegen als Kopierschutzknacker: Wer sie einsetzt, riskiert Ärger, wer sie herstellt oder importiert, sogar noch viel mehr Ärger.

Sharp als LCD-TV-Pionier steht nun dumm da, wenn ausgerechnet die Vorreiter-Kunden wieder einmal vor den Kopf gestoßen werden. Zudem ist auch die zukünftige Handhabung des Tons unklar: Das zu HDTV geplante "Super-Dolby" soll auch über den HDMI-Stecker laufen, die heutigen optischen Digitalausgänge bleiben dann stumm bzw. dunkel und die analogen liefern maximal zwei Kanäle und somit kein Surround. Damit kommt ausgerechnet der gute Ton plötzlich nur noch aus den Lautsprechern am Fernseher - die teure Surroundanlage bleibt komplett außen vor. Außer, auch der Verstärker wird auf HDMI umgestellt. Der Heimkino-Aspirant kann also eigentlich noch mal komplett neu einkaufen und dann noch nicht einmal aufnehmen. Und vor der Funkausstellung im August ist noch nicht einmal klar, was man denn überhaupt kaufen soll, ohne mit einer später nicht zusammenspielenden Gerätschaft dazustehen.

Unerwartet konsequenter Schritt der Hersteller: "Weniger ist mehr!"

Das macht auch der verrückteste Heimkinofreak nicht mit. HDTV ist 1989 mit D2-Mac bereits einmal gescheitert; eine Wiederholung des Debakels mit HDMI ist nun wahrscheinlich: Niemand gibt Zehntausend Euro oder mehr für die Launen der Filmstudios aus - dafür kann man ja bereits ein kleines echtes Kino erwerben. Neue Übertragungsstandards haben es hierzulande ohnehin erstmal schwer: Das Digitalradio DAB ist in Deutschland teils seit 10 Jahren empfangbar und passende Geräte kosten nur noch etwa 200 Euro, doch nach anderen, zuvor gescheiterten Systemen wie dem digitalen Satellitenradio DSR oder dem nun langsam aussterbenden deutschen Alleingang ADR (Astra-Digitalradio, ein Zwitter, der auf analogen Satellitenkanälen ein Digitalsignal ausstrahlt und praktisch nur von ARD-Radiosendern genutzt wird) haben die Käufer einfach kein Vertrauen mehr und streiken.

"HD Ready"? Nein, HDTV hat bereits fertig...

Der Glaube an einen zweiten, erfolgreichen Versuch mit HDTV in Europa ist nun ebenso schlagartig verflogen und die Reaktion von Sharp unerwartet deutlich: Zwar werden die japanischen HDTV-fähigen LCD-TV-Flaggschiffe mit 1920 x 1080 Pixeln auch in Europa weiter erhältlich sein und zusammen mit Loewe wurden auch gerade drei neue Modelle mit 1366 x 768 Pixeln entwickelt. Doch bei den neuen Modellen der Aquos-P50-Serie in 37, 32 und 26 Zoll Größe - also durchaus großen Heimkino-Modellen, nicht etwa Zweitgeräten für Küche und Kinderzimmer - die vor wenigen Minuten auf der CeBIT erstmals der Presse präsentiert wurden, geht der Hersteller nun mit der Auflösung - herunter! Sie werden nicht mehr auf HDTV optimiert, sondern sind mit einer reduzierten Auflösung von nur noch 940 x 540 Pixeln explizit auf europäisches SDTV - Standard-PAL-TV - ausgelegt.

Fernseh-Experten: HDTV in Deutschland? Nicht vor 2010!

Experten rechnen - ob mit Kopierschutz oder ohne - mit einem breiten HDTV-Einstieg der TV-Sender in Deutschland nicht mehr vor 2010. Die Darstellung normaler PAL-Signale auf den hochauflösenden Displays war dagegen nicht immer gelungen, weil auch hier umgerechnet werden musste und LCDs - wie vom Computer bekannt ist - dann das beste Bild liefern, wenn sie in der nativen Pixelzahl angesteuert werden.

Von den effektiv 576 Zeilen des PAL-Signals werden auf normalen Geräten auch nur 540 Zeilen dargestellt, so Sharp. Und die Zahl 540 hat man noch aus einem anderen Grund gewählt, so Michael Kur¬piers, Marketing Manager bei Sharp zu Telepolis, auch wenn dieser nicht wirklich im Sinne des Erfinders ist: HTDV-Signale lassen sich einfach auf 540 Zeilen herunterrechnen. Sollten sich also eines Tages doch unerwartet noch HDTV-Signale einfinden, so können diese ebenso einfach dargestellt werden: 540 ist exakt diie Hälfte von 1080 beziehungsweise 2/3 von 720. HDTV ist das dann zwar nicht, aber immerhin ein Bild. Und ja, die neuen Geräte haben nun - im Gegensatz zu den schönen hochauflösenden HDTV-Fernsehern aus dem letzten Jahr - auch eine HDMI-Schnittstelle mit HDCP Digital Rights Management: Besser ein gutes Standard-Bild als ein schwarzer HDTV-Bildschirm.

Die neuen Sharp-LCD-Fernseher werden ab dem Sommer verfügbar sein, die Preise sind noch nicht bekannt, doch die verringerte Pixelzahl macht sich beim Preis mit Sicherheit positiv bemerkbar und die Vorteile gegenüber Röhren- und Plasmabildschirmen sind nicht zu leugnen. Über HDTV reden wir dagegen das nächste Mal in weiteren 10 oder 20 Jahren. Bis dahin gibt es sicher eine eingeführte Kopierschutz-HDTV-Anguckerlaubnis-Regelung. Oder eine neue HDTV-Norm. Oder eine neue Film- und Musikindustrie.