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Brauchen wir ein neues Internet?

Der Titel war die Überschrift zu einer Podiumsdiskussion im Stuttgarter Rathaus, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen hatte. Mit dabei waren Alvar Freude (Programmierer, Mitglied der Enquete-Kommission), Thomas Fischermann (Co-Buch-Autor des Buches "Zeitbombe Internet", das als Aufhänger diente) und Jörg Klingbeil, Datenschutzbeauftrager des Landes Baden-Württemberg.

Im Publikum habe ich einige Leute vom CCCS gesehen, andere Interessierte; Piraten weniger; aber die kenne ich inzwischen auch zuwenig.
Nach einer kurzen Einführung von Herrn Fischermann (der mehr über die Entstehung des Buches referierte als über die Gefahren oder Probleme des Netzes an sich) kam es in einer Fragerunde erst einmal zu einer Diskussion ob die Gefahren wirklich "am Internet" liegen oder ob diese nicht ausserhalb des Netzes zu suchen sind; social Engineering findet nicht nur im Netz statt, darüber läuft nur die Kommunikation zum Beispiel.

Mein Eindruck der Diskussion war allerdings eher gespalten. Herr Fischermann war noch am unterhaltendsten, weil er Beispiele "aus dem wahren Leben" einfliessen lassen konnte; aber wirklch Beweise für seine Stories konnte er nicht bringen oder brachte sie im falschen Zusammenhang - er wollte Stuxnet als Teil des Cyberwars aufzeigen, allerdings war es gerade bei Stuxnet so, dass die Anlagen nicht am Internet hingen sondern via USB-Stick der Trojaner eingeschleust wurde. Andere Stories konnte er nicht wirklich belegen; oder mir sind diese Geschichten zumindest bisher nicht in der Form bekannt gewesen und konnte sie daher bisher auch nicht nachprüfen.
Herr Klingbeil war - aus meiner Sicht - leider fehl am Platze weil es in der Diskussion selbst hauptsächlich im (Internet-)Security ging und weniger um Datenschutz. Das ist vielleicht auch dem geschuldet, dass das Buch sich primär mit (fehlender?) Sicherheit beschäftigt und auch Alvar in der Enquete-Kommission mehr mit Security denn mit Privacy zu tun hat. Das hat Herr Klingbeil aber auch selbst offen so gesagt ;-)
Und Alvar? Alvar wurde als einziger der Diskutanten von der Moderatorin Monika Ermert geduzt ;-) Hat aber dann in meinen Augen keine ihrer Fragen wirklich beantwortet - wie ein Berufspolitiker ist er entweder um die Frage herumlaviert oder hat sie nur als Sprungbrett genutzt um seine eigenen Antworten (die nichts mit der Frage zu tun hatten) zu geben - oft genug mit Hinweis auf die Enquete-Kommission. Auch bei der Schlußfrage "Wo müssen wir ansetzen um das Internet sicherer zu machen - Technik, Personen, Poltiik" gab er keine klare Antwort sondern wies nur darauf hin, dass der Vorgänger der jetzigen Enquete-Kommission auch einiges an Empfehlungen gegeben hatte (das war Mitte der 90er Jahre), die aber bis auf wenige Ausnahmen ignoriert wurden. Insofern war die Frage eher nicht beantwortet worden.

Immerhin hatten Stefan, pi und ich dann noch kurze Diskussionen nach der Veranstaltung, das hat den Abend wieder ein wenig verschönert ;-)