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RFID-Vorträge im Haus der Wirtschaft

Pi hatte uns drauf aufmerksam gemacht dass im Haus der Wirtschaft eine Vortragsreihe zum Thema RFID stattfinden würde; Thilo und ich sind hingegangen.

Eingeladen hatte die IHK, es waren hauptsächlich Manager bzw. Vertreter von Firmen da die RFID einsetzen wollen (ich habe mehrere Leute gesehen die RFID-Proben sich während der Vorträge
angeschaut haben).

Nach der Begrüßung gab es erstmal einen Vortrag zur Einstimmung - der Vergleich Barcode/2D-Code zu RFID. Erstere brauchen zB eine freie Sicht auf das Codefeld, RFID nicht unbedingt. Als Beispiele durfte oft genug die Autoindustrie herhalten, wo RFID schon länger eingesetzt wird. Es wurde ein bisschen auch auf die Grundlagen der Technik eingegangen (Welche Frequenzen werden benutzt, welche Typen Transponder gibt es...).
Dann wurde eine Umfrage vorgestellt, bei der KMUs und Großfirmen zum Thema RFID befragt wurden - ist es schon im Einsatz, gibt es Pilotprojekte und wenn nein, warum nicht. Ein für mich interessantes Ergebnis sind die Hürden der RFID-Technologie. Ein Grund RFID bisher nicht einzusetzen sind für die Befragten unter anderem "Datenschutzbedenken der Kunden" (54.5%), "ungeklärte rechtliche Fragen" (51.9%) und "Offene Sicherheitsfragen" (44.4%), wobei ich die letzte Zahl für erschreckend niedrig halte. Leider ist das Paper dazu nicht online findbar.

Danach kam ein Vortrag "aus der Praxis" - eine Frau aus dem Institut für Fördertechnik und Logistik der Uni Stuttgart berichtet von ihren Erfahrungen und Experimenten mit der Möbelindustrie: Es wurden Experimente gemacht mit den verschiedenen RFID-Chiptypen (für
Kleinteile ein Typ, für kleine Transportboxen andere und für große Transportboxen ein dritter Typ, wobei die kleinen Boxen zB in die großen Boxen geladen werden können). Ein bisschen erschreckt hat mich die Zukunftsvorstellung; auf jedem Möbelstück dann einen RFID-Tag zu haben, der auch nach Jahren auslesbar ist um anhand dieses Tags die Serie des Möbelstückes herauszufinden.

Nun kam eines der "Highlights" für diesen Nachmittag: der Vortrag des Vertreters der MetroGroup. Spannend war der Vortrag durchaus (was für neue Technologien werden eingesetzt, wo kommt RFID ins Spiel), aber die Geschichte mit dem Datenschutz und der
Payback-Karte wurde leider "vergessen" zu erwähnen - der kritische Umgang mit der Technik wird bei dieser Vortragsreihe; obwohl um dieses ausdrücklich in der Begrüßung gebeten wurde wohl gerne übergangen. Metro möchte aber gerne RFID auf jedem Artikel, sobald die gesetzlichen Regelungen dafür vorhanden sind (momentan warten sie wohl noch ab). Es soll in der Logistik bis zum Ende des Jahres 2006 in ca. 250 Läden eingesetzt werden. Zur MetroGroup gehören die Geschäfte von Saturn / MediaMarkt, Galeria Kaufhof und andere, also wird man vermutlich bald auch in Stuttgart einige von den RFID-Scannern sehen können.

Der nächste Vortrag war für mich eine Überraschung - mir war nicht bewusst dass die Stadtbibliothek Stuttgart seit Anfang 2004 RFID-Tags in den Büchern einsetzt. Auf den Tags werden (was die Dame im Gegensatz zu allen anderen Rednern erwähnt!) nur die Stammdaten des Buches aufgenommen, aber keine Hinweise auf den Entleiher; dies ist mit dem Landesdatenschützer so abgesprochen worden. Die Bibliotheksausweise sind weiterhin "nur" mit einem Barcode ausgestattet, demzufolge kann man nciht einfach mit einem Scanner Bücher einem Entleiher zuordnen. Das System scheint erfolgreich zu sein - die Umstellung erfolgte ohne einen Tag Schließung, die Entleihe und Rückgabe wird bei 55% der Besucher inzwischen am Infoterminal erledigt, wo die Bücher einfach im Pack über einen Scanner gezogen und nach hinten geschoben werden.
Mein letzter Vortrag war dann das Marketing von Siemens Business Systems - wie kann man RFID in der Firma einbringen. Der Vortrag war voller Buzzwords und "toller" Folien. Ich hatte danach genug.

Alles in allem waren die Vorträge interessant um zu sehen wieviel die (regionale) Wirtschaft sich mit dem Thema beschäftigt. Wirklich Fragen kamen nur bei dem Menschen der MetroGroup, aber da auch eher weiterführend (RFID in Kleidern, wäre ideal für zB Wäschereien um zu wissen wie das Kleidungsstück behandelt werden darf). Ansonsten sassen die meisten Leute eher "nur" rum und haben zugehört.

Trackbacks

lemming am : RFID — Vortrag bei der IHK

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Heute habe ich den Nachmittag frei genommen um im Haus der Wirtschaft in Stuttgart mir einige Vorträge zum Thema RFID anzuhören. Die IHK hat geladen und bietet in seiner Agenda ein weites Spektrum. Sogar ein Herr von der METRO Group ist mit von der Partie. Nur leider vermisse ich ein kritischen Blick auf RFID beim Thema Datenschutz. Die Folgen der Nutzung von RFID für die Gesellschaft sind nicht abzusehen und müssen frühzeitig reguliert werden. Bevor orwellsche Szenarien wie ein Überwachungsstaat oder der gläserne Bürger möglich oder Wirklichkeit werden. Wenigstens im Vorwort des Faltballtes, das ich bekommen habe, wird über auf Gefahren von RFID eingegangen, wenn auch nur in einem Satz. Vorort treffe ich mich mit Andrea und Hanno (Link z. Z. down) vom CCCS. Ich hoffe wir können während der Vorträge einen kritischen Pol zu der eher euphorischen Stimmung der IHK bilden....

lemming am : RFID — Schöne neue Welt

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Gestern war ich wie angekündigt bei der IHK zum Thema »RFID« im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Eine Kollegin hatte mich netterweise begleitet. In der Begrüßung von Herrn Dr. Andriof, Regierungspräsident des Regierungspräsidium Stuttgart, wurde noch auf die Datenschutzbedenken hingewiesen, wurde wohl aber somit abgehakt. Es folgte der erste Vortrag von Herrn Esslinger von der Firma Leuze electronic aus Owen (Teck) über die Grundlagen von RFID und vergleichbare Etikettierungssysteme wie Barcode und Datamatrix (2D-Code) und über Frequenzbänder die in den USA, Japan und Europa gängig sind. Diese reichen von 125 kHz über 13,56 MHz und 868 bzw. 915 MHz bis hin zu 2,45 GHz. Letzteres also bereits im Mikrowellenbreich. Eine Faustregel ist wohl, je höher das Frequenzband, desto höher die Reichweite. Womit sich 2,45 GHz mit einer Reichweite von bis zu 10m für Mautsysteme, Parkhäuser, Containerladungen usw. »hervoragend« eignet. Strahlende Aussichten auch bei den anderen Refferenten. Eine richtige Golgräberstimmung war auszumachen. So war Herr Rolbeck von der Metro Group sichtlich von seinen Zeitersparnissen in der Transportlogistik begeistert. Und Zitat: »Es wird sich für jeden lohnen«, der auf den fahrenden und wohl immer schneller werdenden Zug mit aufspringt. Die Metro plant die komplette Logistik über RFID abzuwickeln. Genauer beschrieb er die Phasen 1 bis 3, die die Identifikation aller Transportbehälter innerhalb der Metro Group und seinen Zuliefereren mit RFID in den nächten Jahren möglich macht. Von Phase 4, der kompletten Etikettierung aller Artikel, hat die Metro Group wieder abgesehen. 1. zu teuer und 2. bestehe bei den Verbrauchern großer Wiederstand. Allerdings plane man in drei bis fünf Jahren damit zu beginnen hochwertige Artikel mit RFID-Transpondern zu versehen. Aufgehoben ist also nicht Aufgeschoben. Ernüchternder waren eher die Vorträge von Frau Dipl.-Ing. Veenker, die am Institut für Fördertechnik und Logistik an der Uni Stuttgart Tests mit RFID-Transpondern in Verpackungskisten vorgenommen hat. Je nach Material konnten die Transponder gar nicht oder mit inakzeptablen Lücken gelesen werden. Z. B. wurde bei einer Anordung mit leeren Tranportkisten eine Fehlerrate von 99,5% festgestellt. Das ist bei 250 Stück eine übersehene Kiste. Oder bei 250 Büchern in der Bibliothek Stuttgart ein Buch das nicht erfasst wird. Frau Brunner war aber von der Zeitersparnis, die sie in der Stadtbibliothek seit der Einführung von RFID-Transpondern in jedem Buch hat, begeistert. Dass sie sich eigentlich selbst wegrationalisiert, ist der Frau wohl nicht bewusst. Auf den Transpondern wird nach eigener Aussage nur eine laufende Nummer gespeichert. Weder der Ausleiher noch der Titel des Buches ist über Funk zu erfahren. Das einzige was wohl möglich ist, ist festzustellen dass jemand ein Buch bei sich trägt. Auch nicht über die Kombination mit dem Bibliotheksausweis, da dieser wiederum (Schätzungsweise) nur eine laufende Nummer trägt und über einen Barcode verfügt. Als dann ein Sprecher von Siemens die Bühne betrat habe ich die Flucht ergriffen, da mir die Folien in den Handouts schon zeigten, dass es sich hier um Managergebrabbel handelt, auf dass ich nicht sehr mag. Alles in allem war es interessant und zeigt auch die Richtung in die Industrie steuert - Goldgräberstimmung. Mit der Frau Brunner von der Stadtbibliothek würde ich über ihr System, ohne Vorurteile, sehr gerne nochmal reden....

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