11. Internationale Acappella-Woche in Hannover: Internationale A-Cappella-Nacht mit Vokalverkehr, Me, Myself and I, MundArt und Postyr

Heute abend ist im Pavillon schon längst alles ausverkauft: Trotz Lena, trotz Eurovision Song Contest. Heute wird es ein bunter Abend - insgesamt vier Gruppen treten bei der internationalen Acappella-Nacht auf. Alles eher im Bereich Pop oder Jazz angesiedelt, daher ist der Pavillon auch die richtige Bühne dafür.
Die Schlange vor dem Pavillon ist schon lang als der Einlass beginnt, aber da wir nicht vorne sitzen wollen haben wir gute Chance unsere Lieblingsplätze zu bekommen.
Ziemlich pünktlich beginnt das Konzert - und zwar mit dem Gewinner-Video des Wettbewerbes, den das Festival ausgeschrieben hat: Gruppen sollten ein maximal 3 Minuten langes Video einreichen in dem sie einen Song singen und sich damit "präsentieren". Die Gewinner dürfen dann heute abend auftreten.
Das Video ist gut gemacht (schwarz-weiss, mit doppelter oder dreifacher Geschwindigkeit abgespielt. Und direkt nach dem Video tritt die Gruppe selbst auf - selbstbewusste vier Berliner die sich Vokalverkehr nennen , die von Anfang an die Bühne für sich einnehmen und mit dem Publikum spielen. Sie singen Cover, auch von bekannten Gruppen oder Sängern, haben diese aber individuell angepasst oder verfasst und sind selbst bei der Choreographie immer wieder gut dabei. Ich würde sagen, sie sind gut auf einem aufsteigenden Ast und ich bin gespannt, mehr von ihnen zu hören!

Als zweites kam die Gruppe Me, Myself and I, kommend aus Polen. Eine Sängerin, ein Bass und ein Beatboxer, von der Aufteilung her erinnern sie mich ein wenig an "Mauf". Allerdings nutzt der Bass sehr viel elektronische Verfremdungen um seine Stimme zu präsentieren - während ein Kompressor noch fast normal wäre nutzt er ein Gerät um mit nur einem Ton einen Dur-Dreiklang zu erreichen. Die Musik klingt spannend, fremd nach den vorher "reinen", nicht verfremdeten Tönen und man muss sich erst einmal reinhören. Die Darstellung auf der Bühne gefiel mir jetzt nicht so - einfach weil ich lieber gerne eine Gruppe habe die auch mit dem Publikum kommuniziert auf irgendeine Art und Weise und nicht nur vor sich hin singt. Aber ihre Einleitung für ein Stück (welches sie für ein Computerspiel geschrieben haben" zeigt, dass sie Studio-Sachen wohl ordentlich machen können und auch gerne verwendet werden.

Nach der Pause (in der zwischendurch ein wenig Eurovision Song Contest gezeigt wurde) kommt eine Gruppe aus Weimar dran: Mundart. Sie beginnen mit einem Cover von "Ganz schön feist" und machen mit eher jazzigen Covers weiter. Zwei der Jungs kenne ich bereits - sie sind auch in der Gruppe Tonalrausch und sind mit dieser beim Festival aufgetreten.
Die Intonation ist gut, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass sie das Publikum nicht so stark im Griff haben wie Vokalverkehr - aber das ist nur mein Eindruck. Auf jeden Fall macht es Spass, zuzuhören.

Und zu guter Letzt kommt eine Gruppe aus Dänemark: Postyr. Sie machen eine Mischung aus Elektro, Jazz und Popstücken, allerdings auch mit elektronischer Unterstützung beim Bass. Die Stimmen sind stark, überraschend kräftig, aber ich habe das Gefühl als sei das (Pop-)Genre nicht ihr Wunsch-Genre - oder dass die elektronische Unterstützung zu stark ist. Die selbstgeschriebenen Lieder sind eher simpel, in meinen Augen recht mainstreamig. Der Beatboxer und Bass hat sich noch ein zusätzliches Schmankerl ausgedacht, und zeigt sein Verzerrer-Instrument mit einer Kamera dem Publikum, so dass man sehen kann welche Tasten er drückt. Das mag zwar eine Zeitlang interessant sein, ich finde aber es lenkt eher ab.
Postyr endet mit zwei eher ruhigen Stücken - einmal mit Gitarrenbegleitung und eines ganz ohne Mikrofone. Hierbei zeigen sie dass sie gut singen können und auch Intonationsmäßig gut zusammenarbeiten - die Stimmen sind klar und ausgeprägt. Ein schönes Ende für diese Vorstellung und das Konzert.
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11. Internationale Acappella-Woche in Hannover: Kinderkonzert mit den Hannover Harmonists

Nach vielen Jahren ohne ein Konzert für Kinder wird es dieses Jahr wieder möglich: In der Tellkampfschule Hannover machen die Hannover Harmonists zusammen mit dem Figurentheater Marmelock ein Kinderkonzert - die Pinguine in der Antarktis bekommen Besuch von der Ratte Bruneau aus Paris. Dabei erzählen sie Bruneau, wie sie so in der Antarktis leben - und das musikalisch. Das Programm bzw. die Lieder sind durchaus auf Kinder abgestimmt und auch so aufgeführt dass die Kinder Spass haben; sie werden auch immer wieder aufgefordert, mitzuklatschen oder auch mitzusingen.
Die Tellkampfschule hat eine schöne Aula, in der genügend Platz für alle Kinder und ihre Eltern ist. Die Aula ist gut gefüllt und der Ton ist gut abgestimmt. Die Ratte Bruneau, das Telefon und andere lustige Figuren werden vom Figurenthater Marmelock mit einer schönen Stimme versehen - ideal für die Kinder, um der Geschichte folgen zu können.
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11. Internationale Acappella-Woche in Hannover: Eva Quartett in der Kreuzkirche

Diesen Abend verlassen wir die moderne Musik und begeben uns eher in den Bereich Volksmusik - aber nicht deutscher Volksmusik sondern bulgarischer. Das Eva Quartett singt eine Mischung aus bulgarischen Volksliedern und -weisen, aber auch Kantaten oder moderne Stücke. In der Kreuzkirche Hannover präsentierten die vier Sängerinnen eher die Volksweisen, auf eine einfache aber eindrückliche Art. Auch wenn ich die Texte nicht verstehen konnte waren die Lieder unterhaltsam und alle unterschiedlich. Eine ganz andere Kultur, auch wenn das Land Bulgarien relativ nahe an uns dran ist; die Musik hat sich anders entwickelt als bei uns.
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11. Internationale Acappella-Woche in Hannover: Meisterkurs-Konzert

Dieses Jahr gab es wieder einen Meisterkurs, diesmal unter der Leitung des Hillard Ensembles, in den Räumen des Hannoveraner Knabenchores. Diese Kurse waren aufgeteilt: Vormittags hatte jedes der vier Ensembles knapp eine Stunde mit einem der vier Sänger des Hillard Ensembles, nachmittags wurde die Uraufführung des Stückes von Hans Schanderl gemeinsam geprobt.
Jedes der vier Ensembles hatte eigene Stücke mitgebracht; bis zu vier Stück. Diese waren bis auf wenige Ausnahmen aus dem zwanzigsten Jahrhundert, das Stück von Hans Schanderl war die einzige geplante Uraufführung. Ich hatte mir verschiedene Ensembles während der Proben angehört, es war sehr spannend welche unterschiedlichen Stücke geübt wurden und mit welchen Mitteln die Sängerinnen und Sänger ans Werk gingen.

An diesem Abend wurden nun die Ergebnisse des Kurses (eigentlich sinds ja vier Kurse) vorgestellt: Im Cavallo, einem (für uns) neuen Aufführungsort durfte jedes Ensemble vor dem interessierten Publikum singen. Der Raum selbst ist schön gemacht: Vorne eine relativ kleine Bühne, Stühle aufgestellt und hinten gibt es über den Tresen eine Empore.
Nach der Einführung durch Roger Cericius darf das Ensemble Formosa ihre Stücke vortragen: Das Ensemble Formosa aus Regensburg beginnt mit Stücken unter anderem von Arvo Pärt, Orlando die Lasso oder Graham Lack. Klar vorgetragen, sind die Stücke schon beeindruckend genug; der Raum hilft auch mit weil er sehr trocken ist - es gibt keine Probleme mit Hall oder ähnlichem.
Danach kommt das "neue Vokalensemble der Hochschule für Musik und Theater M(edien?) Hannover". Diese acht Sängerinnen und Sänger wenden sich Stücken von Rihm (Mit geschlossenem Mund) und Nono (donde estas hermanos) zu, welche sie gut und sicher vortragen. Ein wenig wundert ich, dass sie auch während der Aufführung immer wieder die Stimmgabeln nutzen; aber vielleicht soll das auch nur verdeutlichen wie schräg und ungewohnt die zu singenden Noten sind.

Jetzt kommt einer der Höhepunkte des Abends: Die Uraufführung des Stückes "Mouvements de l'eau - Jeux de l'aire" von Hans Schanderl. Dieses Stück wurde für die vier Ensembles geschrieben und geprobt. Dabei standen die Sänger an unterschiedlichsten Stellen - die Hannover Harmonists auf der Bühne, das Folkwang Vokalensemble rechts und links davon, das Ensemble Formosa und das neue Vokalensemble oben auf der Empore. Geleitet wurde dieser Chor von Dr. Jörg Breiding, dem Dirigenten des Volkswangensembles und des Knabenchores Hannover. Wir hatten gute Plätze - recht gut in der Mitte, wurden aber weniger von Jörg und seinen Bewegungen gestört. Dafür konnten wir den Klang gut hören der entstehen sollte - teilweise hatten wir das Gefühl im Innern einer Glocke zu sitzen, weil die verschiedenen Schläge und Geräusche immer aus verschiedenen Richtungen kamen. Die Sänger selbst konnten nur schwer nachvollziehen wie der Klang für die Zuschauer sein würde - sie kannten ja "nur" ihre Stimme und hörten ihre Nachbarn, aber die Quadrophonie konnten sie natürlich an ihrem Platz nicht erleben.
Später hörten wir dass die Generalprobe wohl besser lief - aber als Zuhörer hat man nicht wirklich mitbekommen wo das Stück falsch lief, dafür war man mit den Eindrücken auch sonst gut beschäftigt.

Nach der Pause durften wir dann das Folkwanger Vokalensemble hören: Dieses hatte eine eigene Uraufführung mitgebracht und sang Stücke von Britten, Schlothfeld und Knut Nystedt. Mir persönlich hat das Stück XLII von William Shakespeare am meisten gefallen - weil gerade viel mit Worten und Ausdruck gespielt wurde.
Zu guter Letzt durften die Hannover Harmonists ihre Stücke präsentieren: Eine kleine Mischung aus eher Kinderstücken (Vollalarm), ruhigen aber schrägen Melodien (von Arvo Pärt) und einer epischen Geschichte - ein Gedicht (welches vom Komponisten des Stückes vor dem Gesang vorgetragen wurde) wurde vertont und erzählt die Geschichte des Farmes David Big auf der Suche nach der Frau seines Lebens.

Auch wenn mich vor dem Konzert die vielen "neuen" Melodien eher schreckten fand ich das Konzert sehr spannend - einmal weil sehr viele unterschiedliche moderne Stücke vorgetragen wurden, andererseits weil durch die Quadrophonie auch ein neues Hörerlebnis entstand.
Gerade diese Gegensätze (auch die Geschichte von David Big ist ja modern!) haben den Abend eher unterhaltsam und kurzweilig gemacht. Gerne mehr davon ;-)
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