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Mein erster Einsatz als Wahlhelfer

Nachdem ich zu den Leuten gehöre die aktiv gegen Wahlcomputer "gekämpft" haben (also meine Meinung gesagt, bei Vorträgen diese dargelegt, mit Leuten diskutiert) hatte ich mich im Januar beim statistischen Amt gemeldet um mich als Wahlhelfer zu melden. Später kam dann auch die Anfrage ob ich bei der Europawahl helfen könne und ich meldete mich. Letztendlich wurde ich zum Beisitzer berufen - nicht in meinem Wahlbezirk sondern im Nachbar-Wahlbezirk was bedeutet ich konnte problemlos hinlaufen.

Ich gehörte zur ersten Schicht, das heisst um 7:30 Uhr da sein. Wir haben dann recht schnell die Wahlkabinen aufgebaut - in unseren Raum. Im nächsten Raum war der nächste Wahlbezirk drin, das heisst im selben Gebäude haben zwei Wahlbezirke gewählt. Lustigerweise sind wir daher Durchgangszimmer für den hinteren Wahlbezirk gewesen.

Drei Leute waren "pro Schicht" da: Ein Wahlvorstand, ein Schriftführer und ein Beisitzer. Bei mir waren es Vater und Tochter die Vorsatnd und Schriftführer waren - beide routiniert dabei, machen dies wohl öfters. Als Beisitzer war meine Aufgabe, die Wahlunterlagen für die Europawahl und die Kuverts für die beiden anderen Wahlen (Regional- und Kommunalwahl) auszugeben. Also erst den Wahlschein prüfen (ist die Person im richtigen Bezirk?), dann schauen für welche Wahl diese Person Wahlunterlagen bekommt und den Leuten erklären was sie zu tun haben. Wer keinen Wahlschein bekommen hatte musste erst zum Schriftführer und bekam dort gesagt was er bekommt oder in welchen Wahlbezirk er musste.

Dadurch wurde das ganze eher nicht langweilig - oft genug kamen die Leute rein, schauten hilflos und wir konnten schnell sagen dasss sie ein Zimmer weitergehen dürfen; sie seien im anderen Wahlbezirk. Der andere Wahlbezirk hatte wohl zwei bis dreimal soviele Wähler wie wir - warum auch immer.

Ausserhalb des Wahlbezirks (also vor der Tür) war Infratest/Dimap die eine Umfrage machten - aber nur von den Leuten die im anderen Wahlbezirk waren.
Also musste die Dame erst fragen in welchem Wahlbezirk gewählt worden war und dann durften die Umfrage ausgegeben werden. Die Daten wurden übrigens per Handy übergeben - wobei die Werte immer vorgelesen wurden. Das dauerte bestimmt 15-20 Minuten in denen natürlich die Umfrage nicht weiterlief. Irgendwie fand ich das ein seltsames Verfahren - ist es nicht besser für sowas einen kleinen Laptop hinzustellen wo man die Werte einfach einbtippen und dann per umts / gprs weiterschicken kann? Das geht zumindest schneller...

Aber das war nicht unser Problem :-)

Zwischendurch schaute mal der Kreis-Wahlleiter und der Bürgermeister vorbei und fragte ob alles okay sei - wir fühlten uns wohl und hatten Spass, die Hausmeister hatten netterweise sogar Kaffee und Wasser für uns hingestellt.

Punkt 18 Uhr schlossen wir das Wahllokal - wofür hat man eine Funkuhr. Es gab tatsächlich einige Leute die 10 Minuten nach 18 Uhr kamen und noch wählen wollten - die mussten wir wegschicken. Nun ja, wer es vorher nicht schafft pünktlich zu sein...

Danach war dann die Auszählung und dabei konnte ich verstehen warum viele Leute gerne eine Automatisierung der Auszählung hätten - das ist ziemlich aufwändig. Die Europa- und die Regionalwahl waren noch recht harmlos - erst musste die Anzahl aller Stimmzettel gezählt werden, geprüft ob das mit den ausgegebenen Wahlzetteln übereinstimmt. Dann musste geschaut werden wieviele Zettel ungültig waren und dann wurde pro Partei gezählt. Und zwar doppelt bzw. auch dreifach um sicher zu gehen.

Für die Regionalwahl lief es ähnlich, nur dass auch die Anzahl der Kuverts gezählt und verglichen wurde. Es gab immer wieder kurzzeitig Differenzen, aber das ist normal und die konnten auch aufgeklärt werden - es gab Leute die zB den Europa-Wahlschein mit zu den Kommunalwahlkuverts steckten, warum auch immer.

Die Kommunalwahl war am schwierigsten - jeder Wähler hatte einen Block (per Post zugeschickt) bekommen in dem pro Partei 60 Personen aufgeführt waren. Man konnte 60 Stimmen vergeben; pro Kandidat bis zu 3.

Am einfachsten waren die Stimmen wo jede Stimme einmal für jeden Kandidaten kam - einen Zettel rausreissen, in das Kuvert stecken, gut ist.

Alles andere bedeutete Arbeit für uns - die Zettel pro Wähler zusammentackern (danach zusammenkleben), dann nach Partei sortiert nummerieren und sortieren damit diese Montag und Dienstag einzeln ausgezählt werden können.

Alles in allem dauerte das Auszählen bis 21 Uhr - also knapp 3 Stunden.

Mein Fazit: Auch wenn es anstrengend war: Mir hat es Spass gemacht und es hat gezeigt dass die bisherigen Prozeduren zur Wahlauszählung zwar komplex sind, aber Fehlzählungen schnell erkannt werden und denen nachgeforscht werden kann. Ich fand es spannend zu sehen wie das ganze dokumentiert wurde und immer wieder auf Plausibilität geprüft wurde. Auch wenn es lange dauert und anstrengend ist - diese Transparenz will ich weiterhin haben. Daher werde ich wohl wieder als Wahlhelfer zur Verfügung stehen.

Online-Petition und Stimmen...

17:37 < xxx> Just for info: Falls jemand von Euch die Petition gegen Internetzensur gezeichnet und wegen Datenschutz seinen Account danach gelöscht hat, ist evtl. die Stimme wieder weg. Bitte überprüft, ob Ihr noch in der Liste enthalten seid. Ich habe gerade vom Petitionsausschuss die Rückmeldung bekommen, daß es da einen technischen Fehler beim Löschen der Accounts gab, der sämtliche aktuellen Zeichnungen des Accounts mit entfernt hat.

Genauer: Die offizielle Antwort

Danke motp

Aufruf: Hörgeräte gesucht

Ein kleiner Aufruf / Bitte um Hilfe:

eine Freundin von mir möchte sich näher mit Hörgeräten beschäftigen (kreativer Umgang mit Technik usw); leider sind die Geräte sehr teuer. Daher die Frage: Hat jemand so etwas rumliegen oder weiss wo man welche bekommen kann? Sie könnten danach kaputt sein, also es geht wirklich um kreativen Umgang.

Wer also eventuell Verwandte hat die ihre Hörgeräte aus irgendeinem Grund (Neukauf...) nicht mehr brauchen - bitte melden!

Update: Nachdem nach mehr Informationen gefragt wurde:

Gesucht werden vorzugsweise hinter-dem-ohr-geräte und vorzugsweise digitale Geräte. Zum Testen täten es auch Im-Ohr oder analoge Geräte. Ideal wären Geräte von Siemens.

Sigint 09: Ein Rückblick

Ich wollte noch ein wenig über die Sigint erzählen, wozu ich mangels Zeit einfach nicht gekommen bin.

Ich kannte bisher einige Kongresse - den Chaos Communication Congress, Frühjahrsfachgespräche der GUUG, Linuxtag und ähnliche Sachen. Ich hatte keine Abschätzung wie groß das Gelände sein würde, wo es überhaupt ist und wieviele Besucher kommen würden.

Positiv überrascht war ich schonmal vom Kongress-Zentrum: Mitten in der Stadt, vor dem Zentrum ein Teich und große Gebäude drumherum; mit teilweise seltsamer Werbung (EMI: "Gute Musik ist besser"; ist das Selbstkritik?) und spannender Architektur innerhalb der Gebäude.
Der Kongress ist aufgeteilt in zwei Gebäude: Einer mit dem Empfang (Kasse) und dem Hauptvortragsraum, Workshopraum, Hinterzimmer und Speakers Corner; das zweite Gebäude mit zwei Vortragsräumen, Hackcenter, Stände von befreundeten Vereinen.

Die Architektur innerhalb des ersten Gebäudes ist etwas verwirrend - den Aufzug zu nehmen um in den dritten Stock zu kommen ist ja ok. Runter kommt man aber nur wenn man durch drei Türen geht und eine andere als die offensichtliche Treppe nimmt. Etwas seltsames Konzept. Den Knopf für "EG" habe ich im Aufzug auch nicht gefunden, auch wenn das für die Sigint aufgestellte Schild behauptete sowas gibts. Aber das sind nur die Seltsamkeiten, die nicht wirklich schlimm waren.

Eine gute Idee fand ich, im Foyer eine Leinwand zu haben mit dem Vortrag im Hauptsaal - inklusive Ton. Wenn sonst keine Gespräche stattfanden konnte man dort dem Vortrag lauschen und in aller Ruhe einen Kaffee trinken. Oder halt mit Leuten diskutieren. Auch via DECT den Vortrag zu hören fand ich gut; das hat also auch hier gut geklappt, bis auf dass ich kein DECT mithatte ;-)

Im zweiten Geböude war der Infotresen - zentral gelegen, ideal gemacht; man konnte nicht herumlaufen ohne auf ihn zu stoßen. Ralf kenne ich ja gut von Entropia und auch von den C3-Kongressen, wo wir früher gemeinsam den Mitgliedertisch / Infotresen machten; inzwischen helfe ich "nur" aus wenn ich Lust und Zeit habe. Aber ich kann das ja wieder ändern ;-)
Im Eingangsbereich sind die Stände untergebracht von den Vereinen oder Gruppen die sich präsentieren wollen; das geht beim Privacy Remix-Projekt los, über Foebud, einen Verlag und endet bei Wikipedia. Im Keller gibt es dann das Hackcenter mit kleiner Bar.

Im ersten Stock ist der Vorlesungssaal(links) und der Konferenzsaal (rechts). Beide sind gut vorbereitet - Beamer, Leinwand, Mikro für den Redner, Mikro für die Zuschauer, Kamera und Mischpult. Mir gefällt es :-)

Was für die Organisation eher schwierig ist ist der Mangel an Drohnen (vom C3 heissen sie Engel). Es gab oft einfach keine. Liegt vielleicht daran dass vieles in Köln selbst organisiert wurde; bei dem Orga-Treffen via Jabber dem ich beiwohnte Anfang Februar hiess es nur dass alles am näcshten Tag direkt in Köln besprochen werden würde. So eine Haltung fördert natürlich nicht die Motivation zu helfen.

Aber trotz dieser Schwierigkeiten hat meines Erachtens alles gut geklappt. Es gab Radio-Interviews vor Ort und per Telefon, es gab diverse Journalisten (und dank des guten Wetters konnte man auch vieles draussen auf dem Platz machen) und es gab viele interessante Gesprächspartner; gleich am Freitag abend bin ich über Anette Mühlberg "gestolpert" mit der ich erst einmal eine interessante Diskussion über transparente Government-IT hatte.

Ich hatte jedenfalls Spass auf der Sigint. Ich weiss nicht ob die Organisatoren das auch so sehen; ich hoffe es mal. Es gab - wie zu erwarten - jede Menge organisatorisches Chaos, aber das was ich gesehen habe war eher harmlos und minimalinvasiv - es hat den Kongress nicht gestört, es gab keine großen Probleme. Vielleicht zuwenig Zuschauer; ich hatte das Gefühl dass deutlich mehr Leute hätten kommen können. Aber ich fands gut.

Zensurfilter

Ich erinnere mich noch an unsere Diskussionen vor bereits 15 Jahren zum Thema Zensurfilter. Damals haben wir schon überlegt ob so etwas sinnvoll ist, wie man es realisieren könnte und wer - wenn überhaupt - so etwas machen könnte.

Irgendwie macht die Regierung oder deren Lobbyisten alles so wie man es nicht machen sollte: Telepolis testet den einzigen Filter, den Jugendschutz.net als "valide" genug ansieht um überhaupt angeschaut zu werden. Es gibt keine offengelegten Regeln nach denen überprüft werden kann ob und warum eine Seite "schlecht" ist, viele viele Seiten sind einfach in dem Filter drin ohne Angaben von Begründungen - auch Parteien oder politische Blogs, die definitiv nicht jugendschutzgefährdend sind.

Schade dass letzten Endes immer Interessengemeinschaften mit kommerziellen Interessen hinter solchen Systemen stecken. Einerseits gut - sie kriegen es meistens nicht sauber hin. Andererseits kommt man so dem eigentlichen Ziel nicht wirklich näher...

Sigint 2009 in Köln: Kongress für Datenreisende

Der CCC hat einen neuen Kongress gestartet: Sigint in Köln. Dieser Kongress soll ein Alternative zum Chaos Communication Congress darstellen, sich mehr auf politische Themen konzentrieren und einfach auch "Otto-Normal-Verbraucher" anlocken.
Ich hatte hier auch einen Vortrag eingereicht - Datenschutz für Systemadministratoren. Ich wurde erstaunlicherweise auch genommen und durfte heute dann diesen Vortrag halten.
Der Raum war erstaunlich voll - und im Gegensatz zur FFG waren diesmal eher "Hacker" da (wie zu erwarten), die dann auch durchaus technische Diskussionen starteten was erlaubt ist und was nicht. Eine gute Diskussion, spannend weil mindestens zwei Leute aus einem medizinischen Umfeld kommen und ein bisschen beschreiben wie es bei ihnen läuft.
Danach gabs tatsächlich noch ein Telefoninterview mit Radio Fritz! über den Vortrag, "nur" 5 Minuten, war aber lustig.
Mal sehen was das jetzt noch gibt ;-)

9. Internationale Acappella-Woche: Abschlußkonzert

Nach über einer Woche Konzerte ist es nun soweit: Das Abschlußkonzert im Theater am Aegi steht an. Alle Gruppen die heute abend auftreten hatten schon ihr Konzert auf dem Festival, so dass man sich schon einen Eindruck machen konnte. Trotzdem (oder gerade dewegen) ist das Abschlußkonzert ausverkauft; wir haben sehr gute Plätze bekommen bei denen wir gut hören aber auch gut sehen können - Empore, genau die Mitte.
Schnell füllt sich der Saal - es sind eigentlich alle Altersklassen vertreten, was mich inzwischen nicht mehr überrascht. Gerade beim Abschlußkonzert treffen eigentlich alle Leute aufeinander die sich kennen oder die bei dem einen oder anderen Konzert schon dabei waren, aber nicht alles hören wollten. Dieses Jahr ist das Abschlußkonzert weniger klassisch (im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo meistens zumindst eine Gruppe aus dem klassischen Repertoire vortrug), was aber kein Problem ist.

Den Anfang machen Tonalrausch aus Leipzig. Auch wenn sie beim Soundcheck noch nicht so gut klangen ist ihr zweiter Auftritt beim Festival gut gelungen - einige der Kritikpunkte die wir ihnen nach dem ersten Konzert gesagt haben haben sie tatsächlich schon umgsetzt (sie wussten das aber auch schon vorher ;-) und so merkt man dass sie die Zeit genutzt haben. Was uns vorher noch nicht klar war ist die Tatsache dass eine Sängerin des Quintetts am Tag nach ihrem eigenen Auftritt in Wien ihre Examensarbeit schreiben musste - kein Wunder dass da wenig Zeit zum Proben vorher war.

Nach Tonalrausch kommen die "Echten Kerle" aus Kassel - diese Gruppe durfte beim Open Air ihr "Debut" geben. Leider haben sie im Gegensatz zu Tonalrausch weniger gemacht - entweder hatten sie keinen guten Tag, einen schlechten Tonmischer oder was anderes ist schlecht gelaufen, zumindest war ich froh als sie endlich fertig mit ihrer Show waren. Die Texte haben mich genauso wenig wie die Lieder selbst überzeugt; da ist die alte CD von ihnen besser...

Nach der Pause wird es aber deutlich besser: Juicebox dürfen auftreten und ihr Können unter Beweis stellen. Auch wenn sie nicht ganz soviele Zuhörer wie beim Open Air haben schaffen sie sofort eine rockige Atmosphäre und nehmen die Bühne einfach für sich ein - selbst ihre teilweise improvisierten Ansagen funktionieren gut und sie geniessen den Applaus den sie bekommen, während sie sich neu formieren für das nächste Lied.
Gerade Hymne gefällt mir sehr gut; im Zelt konnte ich sie nur "von unten" und von links sehen; heute kann ich ihnen von oben zuschauen und so noch mehr geniessen wie sie die Hymne intonieren; wer wann Begleitung singt und wer welchen Part beisteuert. Es ist einfach schön zu sehen dass bei diesem Lied darauf geachtet wird das keiner zu kurz kommt. Mir gefällt dieses Stück einfach...
Im Gegensatz zum Open Air singen sie diese Mal nicht Lieder, die die Leute langsam aufputschen. Im Gegenteil, ihre Lieder werden zum Ende hin ruhiger - eine sehr gute Auswahl, wenn man bedenkt dass nach ihnen Teh Idea of North auftreten. Insofern kann man sie nur zu der Kombination beglückwünschen - kaum ein Lied was schon beim Open Air war und ein sehr gutes Händchen bei der Auswahl!

Als Hauptact und auch Schluß kommt dann The Idea of North. Auch wenn wir sie erst gestern gehört haben - ihre Lieder sind trotzdem stimmig und schön; genauso wie Juicebox haben sie (bis auf die deutschen Lieder) Stücke im Programm die sie nicht beim vorigen Konzert gesungen haben. Daher ist auch ihr Auftritt kurzweilig und gut; sie singen miteinander und gegeneinander (wenn notwendig) und haben dabei aber eine gute Harmonie innerhalb der Stimmen dass es einfach ein Ohrenschmaus ist, ihnen zuzuhören. Die Intonation ist so gut wie gestern - vielleicht war gestern die Stimmung etwas besser weil dort "nur" Jazz zu hören war, aber mich hat das nicht gestört, ich fand es einfach toll.

Nach diesem Auftritt ist das Festival leider schon(?) beendet. Einerseits bin ich froh dass es zuende ist - irgendwann kann man einfach keine neuen Gruppen mehr hören, da muss man erst einmal verarbeiten; ausserdem war die After-Festival-Party auch lang genug - andererseits freue ich mich schon auf das nächste Jahr wo es ein Jubiläum gibt: Das Festival wird 10! Die Wunschliste an Gruppen die kommen sollen ist lang; ob da eine, zwei oder drei Wochen Festival ausreichen ist fraglich. Aber ich fürchte dafür reicht die Finanzierung dann doch nicht ;-)
Trotzdem bin ich gespannt, was Cesa Events im nächsten Jahr auf die Beine stellt!

9. Internationale Acappella-Woche: The Idea of North

Nach dem Meisterkurs heute nachmittag bin ich sehr gespannt wie sich The Idea of North heute abend auf der Bühne machen - bisher weiss ich nur dass es vier nette Leute sind und Jazz singen.
Man merkt ihnen an dass sie viel Bühnenerfahrung haben (wie ich später feststelle gibt es die Gruppe seit den 90er Jahren, auch wenn ein Teil des Quartetts gewechselt hat); sie haben eine bunte Mischung an Liedern mitgebracht, dabei viel Jazz.
Sie zeigen klar dass sie nicht nur eine sehr saubere Intonation haben sondern sich auch gut auf ihre Deutschland-Tour vorbereitet haben: Naomi spricht nicht nur deutsch sondern hat auch zwei Stücke vorbereitet: einmal "Ein Hut der hat drei Ecken", wobei bei jeder Wiederholung ein Wort durch ein Geräusch ausgetauscht wird (was zeigt dass The Idea of North auch gut Comedy machen können) und als zweites Stück "Sah ein Knab ein Röslein stehn", wunderschön interpretiert und bis zu den ersten Textzeilen weiss man nicht welches Lied nun vorgetragen wird.
(Wie ich nachher erfahre wissen sie sehr genau was sie da singen, auch den Hintergedanken des Liedes. Ich finde es mutig und gut dass sie das Lied trotzdem singen).

Die Zeit mit ihnen auf der Bühne vergeht viel zu schnell - sie singen toll, sehr viele unterschiedliche Jazz-Kompositionen, teilweise selbstgeschrieben, teilweise Covers, aber immer wieder unterhaltsam und spannend. Es lohnt sich, sie anzuhören und zu sehen ;-)

9. Internationale Acappella-Woche: Meisterkurs The Idea of North

Am Samstag nachmittag sind The Idea of North zu Gast in der Hochschule für Musik und Theater; einerseits für ein Konzert aber auch um den Chor "Class" ein wenig zu unterstützen - dies ist ein recht junger Chor, knapp 50 Frauen und Männer, die eher Pop / Jazz-Melodien im Repertoire haben.

Wir haben das Glück, die Mitglieder von The Idea of North zu sehen bevor sie in die Hochschule gingen - so konnten wir schon einen kurzen Eindruck von ihnen bekommen.
Drinnen haben wir uns gute Plätze fürs Zuhören gesucht - einerseits für jetzt, andererseits auch für heute abend, damit die Akustik stimmt. Wir finden uns vor dem Mischpult wieder, ein guter Platz weil dort gut abgemischt sein dürfte.
Zuerst treten The Idea of North alleine auf und singen zwei Lieder von sich vor, einfach um sich aufzuwärmen und ein wenig zu zeigen dass sie wissen wovon sie reden - die Jazz-Stücke kommen leicht rüber und machen Spass.
Nach einer kurzen Vorstellung des Quartetts wird er Chor auf die Bühne gebeten; nach einer kurzen Phase finden auch alle Mitglieder einen bequemen Platz.
Zuerst machen die vier Sänger mit dem Chor Aufwärm-Übungen: Nachsingen, Nachsprechen und das ganze auch in englisch. Mit eine der letzten Übungen ist das Zählen - Alle singen Zahlen bzw. deren Notenhöhen auf und ab (1, 1 2 1, 1 2 3 2 1, 1 2 3 4 3 2 1 und so weiter), wobei das mit jedem Durchgang schwieriger wird. Erst wird mit vier Stimmen gearbeitet, danach werden einzelne Tonhöhen einfach weggelassen. Wer das schafft und gut durchkommt ist definitiv wach und fit :-)

Danach werden die Lieder des Chores angehört und durchgesprochen. Die Art der vier ist ganz anders als Robert an die Stücke herangeht - sie versuchen die Leute eher zu motivieren selbst zu singen (und sich nicht auf den Nachbarn zu verlassen) und damit einen guten gemeinsamen Ton hinzubekommen. Das geht auch soweit dass alle Leute sich anders stellen sollen - so dass zB keine zwei Soprane nebeneinander stehen.

Der Meisterkurs ist kurzweilig und durchaus spannend, wenn auch weniger "lehrreich" für mich da die angesprochenen Sachen mehr auf einen Chor passen denn auf ein Ensemble - und mein Traum ist ja immer noch im Ensemble auch Acappella-Stücke zu singen, zum Beispiel was von Idea of North :-)

9. Internationale Acappella-Woche: Meisterkurs Robert Hollingworth

Dieses Jahr gibt es Samstag morgen einen Meisterkurs mit dem Dirigenten von Il Fagiolini, Robert Hollingworth. Er hat die Absicht vier Ensembles, die sich dafür qualifiziert haben, zu unterrichten und ihnen zu zeigen was sie in ihrer Darstellung verbessern können - entweder textlich oder auch gesangsmäßig.
Als erstes müssen alle vier Gruppen vortragen was sie bisher geprobt und/oder aufgeführt haben. Schon da zeigen sich erste Unterschiede; einige Gruppen können schon gut vortragen und bei ihnen muss nur noch an Detailfragen gedreht werden, andere Gruppen müssen erstmal das "Zusammensingen" üben.
Wir als passive Zuhörer haben unseren Spass; wir können Robert lauschen und seinen Ausführungen, insbesondere weil er die Texte auch in den zeitlichen Zusammenhang setzt - das Hohelied zum Beispiel erklärt er recht gut, woraus sich auch eine ganz andere Interpretation des Textes für die Sänger ergibt - sie werden lebhafter, teilweise frecher.

Am nächsten Tag gehen die Proben morgens weiter und man merkt schon dass einige Gruppen das schon umsetzen was Robert ihnen erklärt hat - sie wirken selbstbewusster, intonieren ihre Stücke anders, stehen nicht mehr ganz so verloren auf der Bühne herum. Bei dem Abschlußkonzert in der Markuskirche können dann alle Gruppen in einer Matinee vortragen was sie erarbeitet haben - wir erkennen durchaus die Unterschiede zwischen "Vor dem Meisterkurs" und "nach dem Meisterkurs" - da liegen durchaus Welten zwischen.

Und für uns hat sich der Kurs auch gelohnt, ich habe zumindest viel mitgenommen an Ideen und Erklärungen.

9. Internationale Acappella-Woche: Il Fagiolini

Nach dem grandiosen Open-Air-Konzert gestern abend ist heute ein Ruhetag angesagt - es ist Feiertag und man kann ganz gemütlich draussen spazierengehen.
Es kommt wieder ein Konzert aus dem Bereich "Klassik / Renaissance" dran - Il Fagiolini aus Oxford tragen in der Marktkirche ihr aktuelles Programm vor, Lieder und Kantaten von Monteverdi und seinen Zeitgenossen.
Die Besonderheit dieses Konzertes besteht darin, dass einige Lieder szenisch dargestellt werden - in Anlehnung an die Commedia dell'Arte; wobei auch die Zuschauer mit einbezogen werden.
Unsere Plätze waren anfangs nicht die besten, wodurch wir nicht ganz soviel von den Gestiken mitbekamen, aber durch ein Umsetzen haben wir dann den wunderbaren Klang der Stücke im Ohr und können uns in der Akustik ganz den Stücken hingeben. Die drei Männer und zwei Frauen, die heute abend vortragen, klingen klar und angenehm und schaffen es, die Zuschauer für die Renaissance-Musik zu begeistern (wer das noch nicht vorher schon war).
Der Leiter des Ensembles, Robert Hollingworth, spricht ein klares Deutsch (nach einer Weile geht er allerdings zu englisch über) und erklärt die Stücke die sie singen werden. Es macht Spass, daraufhin die Lieder zu hören wenn man weiss wovon sie handeln.

Alles in Allem ein schöner Abend, wenn auch ein wenig durch den Feuerwerkslärm von draussen getrübt.

9. Internationale Acappella-Woche: Open Air Konzert mit 5 vor der Ehe, Echte Kerle, Juicebox und Ganz schön feist.

Dieses Jahr gibt es etwas neues bei der internationale Acappella-Woche: Ein Open-Air Konzert auf dem Marktplatz. Vorgestern abend haben wir zu dritt uns noch einmal den Platz angeschaut und uns überlegt wo wohl die Bühne hinkommt, heute ist alles aufgebaut und wir bekommen gerade noch den Soundcheck von Ganz schön feist mit.
Um halb sechs Abends ist es trocken und sonnig - ideale Bedingungen für ein Open-Air-Konzert, und um sechs Uhr sind auch schon jede Menge Leute da. Roger begrüßt die bereits Anwesenden und kurz danach fängt die erste Gruppe an: 5 vor der Ehe sind eine Hannoveraner Gruppe, die schon etwas länger existiert und bei einer früheren Acappella-Woche mit RealGroup einen Meisterkurs machten. Jetzt sind sie gerade dabei eine neue CD zu produzieren und in knapp einem Monat wird es eine Single geben - eine Hymne auf Hannover, "Hannoverliebt".

Nach diesem Kurzauftritt kommt eine Gruppe aus Kassel dran - Echte Kerle. Ich kenne von ihnen bisher nur eine CD und ich bin gespannt zu sehen wie sie nun live sind.
Wie sich herausstellt sind die Lieder ähnlich wie auf der CD - gut zum Nebenher hören, aber für mich nichts was ich konzentriert hören kann und will. Mir gefällt durchaus die Melodie des Liedes, wo es um eine andere Acappella-Gruppe geht; das passt durchaus.

Als dritte Gruppe tritt Juicebox auf die Bühne - die Gruppe die wir bereits Montag gesehen hatten. Für sie war es das erste Mal vor so einem großen Publikum (knapp 3500 Leute!) zu singen - und das auch noch anfangs mit einem defekten Mikro. Aber sie kommen damit gut zurecht (Frank singt einfach erstmal ohne Mikro) und ziehen ihre Show durch - für mich war der Auftritt sogar besser als Montag; viel bessere Tonabstimmung und für mich klangen die Stimmen auch entspannter. Die Songauswahl ist auch sehr gut; erst langsame Stücke und zum Ende hin immer rockiger / fetziger; zwischendurch dann die beiden "Ecapella"-Stücke Diamonds und Sputnik, die auch gut reinpassten. Beim Piratensong (More, More, More) fehlt nur Steffen der Hut :-)
Das Publikum hat Juicebox auch gleich angenommen; nach dem ersten Takten fangen die Zuschauer schon an zu wippen und fordern am Ende noch Zugaben.

Ganz schön feist konnte die angeheizte Zuschauermenge dann gleich übernehmen und machen mit ihrem trockenen schwarzen Humor dann gleich weiter. Sie führen einige ältere Stücke sowie jede Menge Neue auf, die ich auch noch nicht kenne. Die meisten Leute sind natürlich wegen Ganz schön feist gekommen, aber es hat sich gelohnt; auch wenn es kurz(!) regnet. Es macht Spass und GSF stossen die Leute wie immer vor den Kopf, aber auf eine nette Weise - so dass man nicht verärgert wird.

Das Open Air ist ein voller Erfolg würde ich sagen - das Wetter hat mitgespielt, es waren jede Menge Leute da und die Leute die da sind haben ihren Spass. Ich hoffe das wird im nächsten Jahr auch wieder so!

9. Internationales Acapella-Festival in Hannover: Schola Gregoriana Pragensis

Das letzte "Auswärtskonzert" in diesem Jahr ist wieder im Kloster Mariensee bei Neustart an der Riebenbürge. Zum dritten Mal dürfen wir in diesem Kloster alte Gesänge hören - dieses Jahr vorgetragen von der Schola Gregoriana Pragensis. Dieses Ensemble gibt es seit fast 20 Jahren und hat sich darauf konzentriert, gregorianische Gesänge wieder aufleben zu lassen - aber auch die Moderne nicht unbeachtet zu lassen und Stücke des Vaters des Gründen mit in das Konzert einfliessen zu lassen.
Das Kloster selbst hat eine hervorragende Akustik für die Gesänge - die Leute sitzen von vorneherein ruhig da und warten freudig auf die Darbietung (selbst nach Rogers Begrüßung gab es kein Klatschen, sondern nur gespannte Erwartung).
Der erste Teil wird "nur" von den Sängern vorgetragen - alte, gregorianische Gesänge, ein- oder mehrstimmig wobei die Zusammensetzung sich oft ändert; einige Stücke werden solistisch vorgetragen. Sehr schöne, klare Stimmen, die schlagartig dafür sorgen dass wir selbst uns entspannen und ruhig die Lieder geniessen können - so etwas wie Hektik mag erst gar nicht aufkommen.
Im zweiten Teil werden moderne Stücke dazugenommen - der Klang und die Ruhe der Stimmen ändern sich nicht, aber mit der Orgel zusammen werden Tonfolgen intoniert die nicht aus dem Mittelalter stammen können. Trotzdem passen sie gut in den Rahmen hinein, sie sind zwar ungewohnt aber nicht weniger schön. Gerade hier wo der Hall gut wirken kann entfaltet diese Musik ihr Können - eine kleine Andersartigkeit die aber nicht negativ belegt wird, sondern sich harmonisch angleicht zu den vorher gehörten gregorianischen Gesängen.

Mir hat des viel Spass gemacht; ich hoffe ich werde sie wieder einmal hören können.

9. Internationales Acapella-Festival in Hannover: Ketsurat

Nach den guten Popkonzerten die letzten Tage sind wir nun wieder mal im "klassischen" Teil des Festivals angekommen - Ketsurat ist die erste Gruppe die in diesem Teil singen darf. Ketsurat, das sind sechs Frauen aus Finnland (der Name der Gruppe steht für das Wort "Frau" in den verschiedensten Altersstufen; Mädchen, Frau, Mutter, Tochter...) die eigene Lieder oder die Lieder anderer Regionen vortragen. Dabei sticht die "Schreiberin" durchaus heraus - sie hat eine sehr starke, hohe Stimme und hat meistens auch die Hauptstimme dabei.
Allerdings fand ich ihren Auftritt nicht so überzeugend wie ich es erwartet hätte - nachdem dies eines der ersten Konzerte war was ausverkauft war hätte ich erwartet dass sie gute, abwechslungsreiche Lieder abliefern. Irgendwie hatte ich aber eher den Eindruck dass zwar die Lieder unterschiedlich sind, aber auf dieselbe Weise vorgetragen werden - entweder als keifende Frauen (zumindest klangen die Stimmen oft so :-) oder als trauende Frau. Selbst wenn die Lieder aus Ungarn oder Rumänien stammten war der Klang der Stimmen immer ähnlich.
Nach der Pause wurde das allerdings besser - die Lieder wurden abwechslungsreicher und auch der Klang wurde schöner. Das warten darauf hat sich dann doch gelohnt und wir haben die Lieder dann doch gut geniessen können.
Alles in Allem würde ich sagen sind sie nicht so abwechslungsreich wie Aquabella und ich weiss nicht ob ich ein zweites Konzert direkt hören wollte, aber es hat sich trotzdem gelohnt hinzugehen.