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Die Kulturschaffenden der Welt...

Kris hat einen Artikel von Nils zum Anlass genommen eine neue Kampagne sich zu überlegen: Das Wort "Kulturschaffende" darf in der Öffentlichkeit nicht mehr nur für die Leute stehen die mit ihrer Gabe auf den herkömmlichen Wegen Geld verdienen (indem diese Werke offline auf Papier gedruckt wird), sondern dass das Produzieren von Werken mit minimalem Aufwand und maximaler Verbreitung (via Internet) inzwischen Teil unserer Kultur geworden ist - das sieht man an den vielen Blogs die sehr kritisch gelesen aber auch kommentiert werden, das sieht man an Wikipedia als Enzyklopädie und anderen Werken. Die Leute die diese Werke schaffen bekommen meistens kein Geld dafür, dafür Ansehen und Reputation. Sie brauchen fast kein Geld dafür auszugeben dass ihre Werke verbreitet werden - es reicht ein Webserver der in einem Rechenzentrum angemietet wird. Im Gegensatz zu den Kosten für den Druck eines Buches oder einer Zeitschrift sind das Kleckerbeträge.

Dass die Verlage und "herkömmlichen" Produzenten das nicht gut finden ist klar. Dass sie auch mit ihrer "Medienmacht" versuchen die neue Generation von Produktion schlechtzumachen ist aus Ihrer Sicht vielleicht verständlich - aber das hilft der Kultur an sich nicht weiter. Besonders sind inzwischen die neuen Produkte auch so bekannt dass man sie nicht "wegreden" kann - Wikipedia wird gerne zitiert als Quelle, Blogs werden selbst in Nachrichtenmagazinen benutzt, Twitter ist die aktuell schnellste Form der Nachrichtenverbreitung. Trotzdem setzen die Verlage (unter anderem weil sie diese ganzen Trends einfach verschlafen haben oder nicht sehen wollten) ihre Macht und Mittel ein, ihre "Pfründe" zu wahren - und gehen auch so weit zu sagen das Internet müsste so weit reguliert werden dass selbst Zitate kostenpflichtig sein sollen und dass Suchmaschinen dafür zahlen sollen dass man über sie Sachen findet. Was ich lustig finde - nur durch Suchmaschinen werden Verlage oder Texte oder generell Werke überhaupt gefunden.

Was können wir tun? Die Kampange klingt nach einer guten Idee. Also, schaut Euch Kris Artikel an und helft uns, den Begriff "Kulturschaffende" für alle Leute zu benutzen - nicht nur Journalisten oder Verleger die etwas Offline machen. Sondern für alle Schaffenden, sei es dass sie interessante Artikel bloggen, Zusammenfassungen schreiben, ihre eigene Meinung einfliessen lassen, Wikipedia-Artikel erstellen und redigieren und so weiter.

Kris hat immer wieder gute Artikel in seinem Blog. Hier schreibt er über die Kluft der Generationen - die ältere Generation von Politikern die das Internet immer noch als Medium ansieht wie die Briefpost, und die Generation die damit arbeitet und aufwächst.

Es regt durchaus zum Nachdenken an. Einerseits darüber ob es überhaupt Sinn macht Politik betreiben zu wollen (momentan sind gefühlt 95% der Personen die im Bundestag sind nicht in der Lage zu erklären wie das Internet funktioniert oder auch nur die Möglichkeiten zu erkennen), andererseits wie man diesen Leuten weiterhelfen kann, ihre kreatürliche Angst vor dem Neuen, Unbekannten zu senken.

Warum Piratenpartei...

fukami kenne ich schon seit einigen Jahren als Aktiven im CCC. Er hat einen sehr guten Blog-Artikel über seine Sicht der Politik geschrieben, den ich zu einem großen Teil teile. Ich möchte Euch diesen Artikel auch ans Herz legen - er ist gut geschrieben.

Mein erster Einsatz als Wahlhelfer

Nachdem ich zu den Leuten gehöre die aktiv gegen Wahlcomputer "gekämpft" haben (also meine Meinung gesagt, bei Vorträgen diese dargelegt, mit Leuten diskutiert) hatte ich mich im Januar beim statistischen Amt gemeldet um mich als Wahlhelfer zu melden. Später kam dann auch die Anfrage ob ich bei der Europawahl helfen könne und ich meldete mich. Letztendlich wurde ich zum Beisitzer berufen - nicht in meinem Wahlbezirk sondern im Nachbar-Wahlbezirk was bedeutet ich konnte problemlos hinlaufen.

Ich gehörte zur ersten Schicht, das heisst um 7:30 Uhr da sein. Wir haben dann recht schnell die Wahlkabinen aufgebaut - in unseren Raum. Im nächsten Raum war der nächste Wahlbezirk drin, das heisst im selben Gebäude haben zwei Wahlbezirke gewählt. Lustigerweise sind wir daher Durchgangszimmer für den hinteren Wahlbezirk gewesen.

Drei Leute waren "pro Schicht" da: Ein Wahlvorstand, ein Schriftführer und ein Beisitzer. Bei mir waren es Vater und Tochter die Vorsatnd und Schriftführer waren - beide routiniert dabei, machen dies wohl öfters. Als Beisitzer war meine Aufgabe, die Wahlunterlagen für die Europawahl und die Kuverts für die beiden anderen Wahlen (Regional- und Kommunalwahl) auszugeben. Also erst den Wahlschein prüfen (ist die Person im richtigen Bezirk?), dann schauen für welche Wahl diese Person Wahlunterlagen bekommt und den Leuten erklären was sie zu tun haben. Wer keinen Wahlschein bekommen hatte musste erst zum Schriftführer und bekam dort gesagt was er bekommt oder in welchen Wahlbezirk er musste.

Dadurch wurde das ganze eher nicht langweilig - oft genug kamen die Leute rein, schauten hilflos und wir konnten schnell sagen dasss sie ein Zimmer weitergehen dürfen; sie seien im anderen Wahlbezirk. Der andere Wahlbezirk hatte wohl zwei bis dreimal soviele Wähler wie wir - warum auch immer.

Ausserhalb des Wahlbezirks (also vor der Tür) war Infratest/Dimap die eine Umfrage machten - aber nur von den Leuten die im anderen Wahlbezirk waren.
Also musste die Dame erst fragen in welchem Wahlbezirk gewählt worden war und dann durften die Umfrage ausgegeben werden. Die Daten wurden übrigens per Handy übergeben - wobei die Werte immer vorgelesen wurden. Das dauerte bestimmt 15-20 Minuten in denen natürlich die Umfrage nicht weiterlief. Irgendwie fand ich das ein seltsames Verfahren - ist es nicht besser für sowas einen kleinen Laptop hinzustellen wo man die Werte einfach einbtippen und dann per umts / gprs weiterschicken kann? Das geht zumindest schneller...

Aber das war nicht unser Problem :-)

Zwischendurch schaute mal der Kreis-Wahlleiter und der Bürgermeister vorbei und fragte ob alles okay sei - wir fühlten uns wohl und hatten Spass, die Hausmeister hatten netterweise sogar Kaffee und Wasser für uns hingestellt.

Punkt 18 Uhr schlossen wir das Wahllokal - wofür hat man eine Funkuhr. Es gab tatsächlich einige Leute die 10 Minuten nach 18 Uhr kamen und noch wählen wollten - die mussten wir wegschicken. Nun ja, wer es vorher nicht schafft pünktlich zu sein...

Danach war dann die Auszählung und dabei konnte ich verstehen warum viele Leute gerne eine Automatisierung der Auszählung hätten - das ist ziemlich aufwändig. Die Europa- und die Regionalwahl waren noch recht harmlos - erst musste die Anzahl aller Stimmzettel gezählt werden, geprüft ob das mit den ausgegebenen Wahlzetteln übereinstimmt. Dann musste geschaut werden wieviele Zettel ungültig waren und dann wurde pro Partei gezählt. Und zwar doppelt bzw. auch dreifach um sicher zu gehen.

Für die Regionalwahl lief es ähnlich, nur dass auch die Anzahl der Kuverts gezählt und verglichen wurde. Es gab immer wieder kurzzeitig Differenzen, aber das ist normal und die konnten auch aufgeklärt werden - es gab Leute die zB den Europa-Wahlschein mit zu den Kommunalwahlkuverts steckten, warum auch immer.

Die Kommunalwahl war am schwierigsten - jeder Wähler hatte einen Block (per Post zugeschickt) bekommen in dem pro Partei 60 Personen aufgeführt waren. Man konnte 60 Stimmen vergeben; pro Kandidat bis zu 3.

Am einfachsten waren die Stimmen wo jede Stimme einmal für jeden Kandidaten kam - einen Zettel rausreissen, in das Kuvert stecken, gut ist.

Alles andere bedeutete Arbeit für uns - die Zettel pro Wähler zusammentackern (danach zusammenkleben), dann nach Partei sortiert nummerieren und sortieren damit diese Montag und Dienstag einzeln ausgezählt werden können.

Alles in allem dauerte das Auszählen bis 21 Uhr - also knapp 3 Stunden.

Mein Fazit: Auch wenn es anstrengend war: Mir hat es Spass gemacht und es hat gezeigt dass die bisherigen Prozeduren zur Wahlauszählung zwar komplex sind, aber Fehlzählungen schnell erkannt werden und denen nachgeforscht werden kann. Ich fand es spannend zu sehen wie das ganze dokumentiert wurde und immer wieder auf Plausibilität geprüft wurde. Auch wenn es lange dauert und anstrengend ist - diese Transparenz will ich weiterhin haben. Daher werde ich wohl wieder als Wahlhelfer zur Verfügung stehen.

Online-Petition und Stimmen...

17:37 < xxx> Just for info: Falls jemand von Euch die Petition gegen Internetzensur gezeichnet und wegen Datenschutz seinen Account danach gelöscht hat, ist evtl. die Stimme wieder weg. Bitte überprüft, ob Ihr noch in der Liste enthalten seid. Ich habe gerade vom Petitionsausschuss die Rückmeldung bekommen, daß es da einen technischen Fehler beim Löschen der Accounts gab, der sämtliche aktuellen Zeichnungen des Accounts mit entfernt hat.

Genauer: Die offizielle Antwort

Danke motp

Aufruf: Hörgeräte gesucht

Ein kleiner Aufruf / Bitte um Hilfe:

eine Freundin von mir möchte sich näher mit Hörgeräten beschäftigen (kreativer Umgang mit Technik usw); leider sind die Geräte sehr teuer. Daher die Frage: Hat jemand so etwas rumliegen oder weiss wo man welche bekommen kann? Sie könnten danach kaputt sein, also es geht wirklich um kreativen Umgang.

Wer also eventuell Verwandte hat die ihre Hörgeräte aus irgendeinem Grund (Neukauf...) nicht mehr brauchen - bitte melden!

Update: Nachdem nach mehr Informationen gefragt wurde:

Gesucht werden vorzugsweise hinter-dem-ohr-geräte und vorzugsweise digitale Geräte. Zum Testen täten es auch Im-Ohr oder analoge Geräte. Ideal wären Geräte von Siemens.

Sigint 09: Ein Rückblick

Ich wollte noch ein wenig über die Sigint erzählen, wozu ich mangels Zeit einfach nicht gekommen bin.

Ich kannte bisher einige Kongresse - den Chaos Communication Congress, Frühjahrsfachgespräche der GUUG, Linuxtag und ähnliche Sachen. Ich hatte keine Abschätzung wie groß das Gelände sein würde, wo es überhaupt ist und wieviele Besucher kommen würden.

Positiv überrascht war ich schonmal vom Kongress-Zentrum: Mitten in der Stadt, vor dem Zentrum ein Teich und große Gebäude drumherum; mit teilweise seltsamer Werbung (EMI: "Gute Musik ist besser"; ist das Selbstkritik?) und spannender Architektur innerhalb der Gebäude.
Der Kongress ist aufgeteilt in zwei Gebäude: Einer mit dem Empfang (Kasse) und dem Hauptvortragsraum, Workshopraum, Hinterzimmer und Speakers Corner; das zweite Gebäude mit zwei Vortragsräumen, Hackcenter, Stände von befreundeten Vereinen.

Die Architektur innerhalb des ersten Gebäudes ist etwas verwirrend - den Aufzug zu nehmen um in den dritten Stock zu kommen ist ja ok. Runter kommt man aber nur wenn man durch drei Türen geht und eine andere als die offensichtliche Treppe nimmt. Etwas seltsames Konzept. Den Knopf für "EG" habe ich im Aufzug auch nicht gefunden, auch wenn das für die Sigint aufgestellte Schild behauptete sowas gibts. Aber das sind nur die Seltsamkeiten, die nicht wirklich schlimm waren.

Eine gute Idee fand ich, im Foyer eine Leinwand zu haben mit dem Vortrag im Hauptsaal - inklusive Ton. Wenn sonst keine Gespräche stattfanden konnte man dort dem Vortrag lauschen und in aller Ruhe einen Kaffee trinken. Oder halt mit Leuten diskutieren. Auch via DECT den Vortrag zu hören fand ich gut; das hat also auch hier gut geklappt, bis auf dass ich kein DECT mithatte ;-)

Im zweiten Geböude war der Infotresen - zentral gelegen, ideal gemacht; man konnte nicht herumlaufen ohne auf ihn zu stoßen. Ralf kenne ich ja gut von Entropia und auch von den C3-Kongressen, wo wir früher gemeinsam den Mitgliedertisch / Infotresen machten; inzwischen helfe ich "nur" aus wenn ich Lust und Zeit habe. Aber ich kann das ja wieder ändern ;-)
Im Eingangsbereich sind die Stände untergebracht von den Vereinen oder Gruppen die sich präsentieren wollen; das geht beim Privacy Remix-Projekt los, über Foebud, einen Verlag und endet bei Wikipedia. Im Keller gibt es dann das Hackcenter mit kleiner Bar.

Im ersten Stock ist der Vorlesungssaal(links) und der Konferenzsaal (rechts). Beide sind gut vorbereitet - Beamer, Leinwand, Mikro für den Redner, Mikro für die Zuschauer, Kamera und Mischpult. Mir gefällt es :-)

Was für die Organisation eher schwierig ist ist der Mangel an Drohnen (vom C3 heissen sie Engel). Es gab oft einfach keine. Liegt vielleicht daran dass vieles in Köln selbst organisiert wurde; bei dem Orga-Treffen via Jabber dem ich beiwohnte Anfang Februar hiess es nur dass alles am näcshten Tag direkt in Köln besprochen werden würde. So eine Haltung fördert natürlich nicht die Motivation zu helfen.

Aber trotz dieser Schwierigkeiten hat meines Erachtens alles gut geklappt. Es gab Radio-Interviews vor Ort und per Telefon, es gab diverse Journalisten (und dank des guten Wetters konnte man auch vieles draussen auf dem Platz machen) und es gab viele interessante Gesprächspartner; gleich am Freitag abend bin ich über Anette Mühlberg "gestolpert" mit der ich erst einmal eine interessante Diskussion über transparente Government-IT hatte.

Ich hatte jedenfalls Spass auf der Sigint. Ich weiss nicht ob die Organisatoren das auch so sehen; ich hoffe es mal. Es gab - wie zu erwarten - jede Menge organisatorisches Chaos, aber das was ich gesehen habe war eher harmlos und minimalinvasiv - es hat den Kongress nicht gestört, es gab keine großen Probleme. Vielleicht zuwenig Zuschauer; ich hatte das Gefühl dass deutlich mehr Leute hätten kommen können. Aber ich fands gut.

Zensurfilter

Ich erinnere mich noch an unsere Diskussionen vor bereits 15 Jahren zum Thema Zensurfilter. Damals haben wir schon überlegt ob so etwas sinnvoll ist, wie man es realisieren könnte und wer - wenn überhaupt - so etwas machen könnte.

Irgendwie macht die Regierung oder deren Lobbyisten alles so wie man es nicht machen sollte: Telepolis testet den einzigen Filter, den Jugendschutz.net als "valide" genug ansieht um überhaupt angeschaut zu werden. Es gibt keine offengelegten Regeln nach denen überprüft werden kann ob und warum eine Seite "schlecht" ist, viele viele Seiten sind einfach in dem Filter drin ohne Angaben von Begründungen - auch Parteien oder politische Blogs, die definitiv nicht jugendschutzgefährdend sind.

Schade dass letzten Endes immer Interessengemeinschaften mit kommerziellen Interessen hinter solchen Systemen stecken. Einerseits gut - sie kriegen es meistens nicht sauber hin. Andererseits kommt man so dem eigentlichen Ziel nicht wirklich näher...

Sigint 2009 in Köln: Kongress für Datenreisende

Der CCC hat einen neuen Kongress gestartet: Sigint in Köln. Dieser Kongress soll ein Alternative zum Chaos Communication Congress darstellen, sich mehr auf politische Themen konzentrieren und einfach auch "Otto-Normal-Verbraucher" anlocken.
Ich hatte hier auch einen Vortrag eingereicht - Datenschutz für Systemadministratoren. Ich wurde erstaunlicherweise auch genommen und durfte heute dann diesen Vortrag halten.
Der Raum war erstaunlich voll - und im Gegensatz zur FFG waren diesmal eher "Hacker" da (wie zu erwarten), die dann auch durchaus technische Diskussionen starteten was erlaubt ist und was nicht. Eine gute Diskussion, spannend weil mindestens zwei Leute aus einem medizinischen Umfeld kommen und ein bisschen beschreiben wie es bei ihnen läuft.
Danach gabs tatsächlich noch ein Telefoninterview mit Radio Fritz! über den Vortrag, "nur" 5 Minuten, war aber lustig.
Mal sehen was das jetzt noch gibt ;-)

Patientendaten und ihre Sicherheit

Seit Jahren wird darum gerangelt ob es eine elektronische Gesundheitskarte und in dem Zuge eine zentrale Speicherung aller Patientendaten geben soll. Datenschützer und Bürgerrechtler protestieren schon lange dagegen, aber mit dem Argument "Kosteneinsparung" wurden sie immer wieder mundtot gemacht. Es sei ja alles sicher und keiner würde darunter leiden.

Dieser Artikel zeigt was wirklich passieren kann. Und mit der neuen Gesundheitskarte wird das noch kritischer weil viel mehr Daten da durchsucht und verkauft werden können. Bisher bin ich zumindst nicht davon überzeugt dass nur ich als Patient auf die Daten zugreifen kann - und jeder dem ich die Zustimmung durch Eingabe meiner PIN erteile.

9. Internationale Acappella-Woche: Abschlußkonzert

Nach über einer Woche Konzerte ist es nun soweit: Das Abschlußkonzert im Theater am Aegi steht an. Alle Gruppen die heute abend auftreten hatten schon ihr Konzert auf dem Festival, so dass man sich schon einen Eindruck machen konnte. Trotzdem (oder gerade dewegen) ist das Abschlußkonzert ausverkauft; wir haben sehr gute Plätze bekommen bei denen wir gut hören aber auch gut sehen können - Empore, genau die Mitte.
Schnell füllt sich der Saal - es sind eigentlich alle Altersklassen vertreten, was mich inzwischen nicht mehr überrascht. Gerade beim Abschlußkonzert treffen eigentlich alle Leute aufeinander die sich kennen oder die bei dem einen oder anderen Konzert schon dabei waren, aber nicht alles hören wollten. Dieses Jahr ist das Abschlußkonzert weniger klassisch (im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo meistens zumindst eine Gruppe aus dem klassischen Repertoire vortrug), was aber kein Problem ist.

Den Anfang machen Tonalrausch aus Leipzig. Auch wenn sie beim Soundcheck noch nicht so gut klangen ist ihr zweiter Auftritt beim Festival gut gelungen - einige der Kritikpunkte die wir ihnen nach dem ersten Konzert gesagt haben haben sie tatsächlich schon umgsetzt (sie wussten das aber auch schon vorher ;-) und so merkt man dass sie die Zeit genutzt haben. Was uns vorher noch nicht klar war ist die Tatsache dass eine Sängerin des Quintetts am Tag nach ihrem eigenen Auftritt in Wien ihre Examensarbeit schreiben musste - kein Wunder dass da wenig Zeit zum Proben vorher war.

Nach Tonalrausch kommen die "Echten Kerle" aus Kassel - diese Gruppe durfte beim Open Air ihr "Debut" geben. Leider haben sie im Gegensatz zu Tonalrausch weniger gemacht - entweder hatten sie keinen guten Tag, einen schlechten Tonmischer oder was anderes ist schlecht gelaufen, zumindest war ich froh als sie endlich fertig mit ihrer Show waren. Die Texte haben mich genauso wenig wie die Lieder selbst überzeugt; da ist die alte CD von ihnen besser...

Nach der Pause wird es aber deutlich besser: Juicebox dürfen auftreten und ihr Können unter Beweis stellen. Auch wenn sie nicht ganz soviele Zuhörer wie beim Open Air haben schaffen sie sofort eine rockige Atmosphäre und nehmen die Bühne einfach für sich ein - selbst ihre teilweise improvisierten Ansagen funktionieren gut und sie geniessen den Applaus den sie bekommen, während sie sich neu formieren für das nächste Lied.
Gerade Hymne gefällt mir sehr gut; im Zelt konnte ich sie nur "von unten" und von links sehen; heute kann ich ihnen von oben zuschauen und so noch mehr geniessen wie sie die Hymne intonieren; wer wann Begleitung singt und wer welchen Part beisteuert. Es ist einfach schön zu sehen dass bei diesem Lied darauf geachtet wird das keiner zu kurz kommt. Mir gefällt dieses Stück einfach...
Im Gegensatz zum Open Air singen sie diese Mal nicht Lieder, die die Leute langsam aufputschen. Im Gegenteil, ihre Lieder werden zum Ende hin ruhiger - eine sehr gute Auswahl, wenn man bedenkt dass nach ihnen Teh Idea of North auftreten. Insofern kann man sie nur zu der Kombination beglückwünschen - kaum ein Lied was schon beim Open Air war und ein sehr gutes Händchen bei der Auswahl!

Als Hauptact und auch Schluß kommt dann The Idea of North. Auch wenn wir sie erst gestern gehört haben - ihre Lieder sind trotzdem stimmig und schön; genauso wie Juicebox haben sie (bis auf die deutschen Lieder) Stücke im Programm die sie nicht beim vorigen Konzert gesungen haben. Daher ist auch ihr Auftritt kurzweilig und gut; sie singen miteinander und gegeneinander (wenn notwendig) und haben dabei aber eine gute Harmonie innerhalb der Stimmen dass es einfach ein Ohrenschmaus ist, ihnen zuzuhören. Die Intonation ist so gut wie gestern - vielleicht war gestern die Stimmung etwas besser weil dort "nur" Jazz zu hören war, aber mich hat das nicht gestört, ich fand es einfach toll.

Nach diesem Auftritt ist das Festival leider schon(?) beendet. Einerseits bin ich froh dass es zuende ist - irgendwann kann man einfach keine neuen Gruppen mehr hören, da muss man erst einmal verarbeiten; ausserdem war die After-Festival-Party auch lang genug - andererseits freue ich mich schon auf das nächste Jahr wo es ein Jubiläum gibt: Das Festival wird 10! Die Wunschliste an Gruppen die kommen sollen ist lang; ob da eine, zwei oder drei Wochen Festival ausreichen ist fraglich. Aber ich fürchte dafür reicht die Finanzierung dann doch nicht ;-)
Trotzdem bin ich gespannt, was Cesa Events im nächsten Jahr auf die Beine stellt!

9. Internationale Acappella-Woche: The Idea of North

Nach dem Meisterkurs heute nachmittag bin ich sehr gespannt wie sich The Idea of North heute abend auf der Bühne machen - bisher weiss ich nur dass es vier nette Leute sind und Jazz singen.
Man merkt ihnen an dass sie viel Bühnenerfahrung haben (wie ich später feststelle gibt es die Gruppe seit den 90er Jahren, auch wenn ein Teil des Quartetts gewechselt hat); sie haben eine bunte Mischung an Liedern mitgebracht, dabei viel Jazz.
Sie zeigen klar dass sie nicht nur eine sehr saubere Intonation haben sondern sich auch gut auf ihre Deutschland-Tour vorbereitet haben: Naomi spricht nicht nur deutsch sondern hat auch zwei Stücke vorbereitet: einmal "Ein Hut der hat drei Ecken", wobei bei jeder Wiederholung ein Wort durch ein Geräusch ausgetauscht wird (was zeigt dass The Idea of North auch gut Comedy machen können) und als zweites Stück "Sah ein Knab ein Röslein stehn", wunderschön interpretiert und bis zu den ersten Textzeilen weiss man nicht welches Lied nun vorgetragen wird.
(Wie ich nachher erfahre wissen sie sehr genau was sie da singen, auch den Hintergedanken des Liedes. Ich finde es mutig und gut dass sie das Lied trotzdem singen).

Die Zeit mit ihnen auf der Bühne vergeht viel zu schnell - sie singen toll, sehr viele unterschiedliche Jazz-Kompositionen, teilweise selbstgeschrieben, teilweise Covers, aber immer wieder unterhaltsam und spannend. Es lohnt sich, sie anzuhören und zu sehen ;-)